Ulrike Ernst

Ulrike Ernst

Die ‚sozialistische Stadt‘ als Ausdruck politischer Repräsentation. Idee und Realität der Nutzung öffentlichen Raums im Sozialismus

 

Der Begriff der ‚sozialistischen Stadt' ermöglicht keine konkrete Definition. Da keine europäische Stadt in einem geschichtslosen Raum entstand, war es unmöglich, eine Stadt gänzlich mit Elementen sozialistischer Stadtplanung zu prägen. Der Begriff dient lediglich dazu, signifikante Merkmale der Stadt im Sozialismus, die sich vor allem aus sozioökonomischen und politisch-ideologischen Gegebenheiten generierten, zu erfassen. Dennoch gelang es in vielen Städten, dem Sozialismus in stadtplanerischen und räumlichen Dimensionen ein – politisch gewolltes – Gesicht zu geben. Dabei kam der Repräsentation der Staatsmacht im öffentlichen Raum ein wesentliches Instrument zur Demonstration der Überlegenheit des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus zu. Neben baulichen, gegenständlichen Elementen zur Repräsentation der sozialistischen Macht hatte der städtische Raum auch einen überaus lebendigen, greifbaren Charakter; öffentliche Feiern und Demonstrationen erhielten im Bereich der politischen Repräsentation einen enormen Stellenwert: Sie sollten außen- und innenpolitisch die Zustimmung des Volkes zur parteipolitischen Linie belegen. Hier wurden dem Zentralstaat Möglichkeiten der inneren und äußeren Legitimation eröffnet, die nur der weitläufige, innerstädtische Raum einer Großstadt zuließ. Doch ausgerechnet der öffentliche Raum in der ‚sozialistischen Stadt' entwickelte sich im Zuge seiner Rückeroberung durch die Bevölkerung zu einem wesentlichen Bestandteil des Demokratisierungsprozesses in den Umbruchphasen der ausgehenden 1980er Jahre.

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