Joseph Jurt

Joseph Jurt

Literaturzirkulation und Feldtheorie

 

Die von Pierre Bourdieu entwickelte Theorie des literarischen Feldes ist vor allem eine Theorie der literarischen Produktion. Ausgegangen wird von einem historischen Autonomisierungsprozess der einzelnen Felder; Autonomie und Heteronomie sind so deren bestimmende Merkmale. Die Formen der literarischen Werke und Stellungnahmen der Autoren erklären sich aus der (dominanten oder dominierten) Position der Autoren im Feld und nicht durch die Zurechnung zu einer sozialen Klasse oder Gruppe. Bourdieu postuliert eine Homologie zwischen dem literarischen Produktionsfeld und dem Konsumtionsfeld. Wenn Rezeptionsprozesse nicht im Zentrum seiner Arbeiten standen, so legte er doch mit seinem Vortrag „Die gesellschaftlichen Bedingungen der internationalen Zirkulation der Ideen“ von 1989 ein Forschungsprogramm für die Transfer-Analyse vor. Wie die Transferforscher geht er von der Priorität des Aufnahmefeldes aus. Er stellt fest, dass die Kriterien der Interpretation von Ideen und Werken aus einer anderen kulturellen Sphäre noch sehr stark von der Logik des nationalen Aufnahmefeldes bestimmt sind. Diese Logik wirkt oft unbewusst, weil sie durch den Habitus beeinflusst wird, der wiederum durch die Sozialisation und das Bildungssystem erworben wurde. Die Thesen von Bourdieu bildeten die Basis eines Forschungsnetzwerkes (ESSE), das durch die EU finanziert wurde und in dessen Rahmen die Hypothesen von Bourdieu durch konkrete empirische Studien überprüft wurden.

 

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