Carolyn Ladda tüftelt an sprechender Fahrplanauskunft

Carolyn Ladda tüftelt an sprechender Fahrplanauskunft


Computerlinguisten sollten Spaß an Mathematik und ein gutes Sprachgefühl haben. Carolyn Ladda empfindet das Studienfach als äußerst vielseitig.

Von Friederike Meyer zu Tittingdorf

„Welcher Bus fährt gleich zum St. Johanner Markt?“ Diese nur gesprochene Frage ist für einen Computer schwer zu beantworten. Carolyn Ladda, die im fünften Semester an der Saar-Uni Computerlinguistik studiert, tüftelt daher an einem Sprachdialogsystem, das vielleicht eines Tages von den saarländischen Verkehrsbetrieben genutzt werden kann. Über Telefon oder Sprechanlagen am Fahrkarten-Automaten könnte man damit mündlich eine Fahrplan-Auskunft bekommen – ohne dass ein Mensch am anderen Ende der Leitung sitzt. Carolyn Ladda weiß genau, wo dabei die Herausforderungen liegen: „Jeder Mensch hat eine andere Aussprache und spricht vieles auch zwischen den Zeilen aus, was der Gesprächspartner dann nur mit Hintergrundwissen verstehen kann. Auch die Satzmelodie entscheidet darüber, ob man zum Beispiel nur eine Frage stellt.“

Ein Computer, der letztendlich nur eine Rechenmaschine ist, kann diese sprachlichen Feinheiten nur mit hohem Aufwand erkennen und nachbilden. „Am besten funktioniert das bisher bei Systemen, die mit einem begrenzten Wortschatz arbeiten, wie etwa der Fahrplan oder eine Musikdatenbank“, erklärt Carolyn Ladda. Und darin liegt für sie der Reiz ihres Studiums, nämlich mit mathematischen Methoden die Vielfalt der Sprache abzubilden und möglichst sinnvoll mit Computern zu verarbeiten. „In der Schule haben mir vor allem Mathe und Physik gefallen, aber ich wollte nicht nur eines dieser Fächer studieren. In der Computerlinguistik hat man die ganze Bandbreite von der Mathematik über die Informatik bis hin zur Sprachwissenschaft und Psychologie“, erklärt die 20-Jährige.

Die Studentin kam aus Hessen an die Saar-Uni, weil sie von dem international herausragenden Ruf der Saarbrücker Informatikforschung gehört hatte. Die Computerlinguistik wird zudem nur an wenigen Universitäten als eigenständiges Fach angeboten. „In Saarbrücken sind wir ein kleiner, aber feiner Fachbereich mit nur etwa einem Dutzend neuer Studenten pro Semester. Die Betreuung ist dadurch ganz hervorragend, denn alle Professoren kennen die Studenten persönlich und beziehen sie früh in ihre Forschung ein“, meint Carolyn Ladda. In Projekten an der Saar-Uni und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) können Computerlinguistik-Studenten auch als wissenschaftliche Hilfskraft arbeiten und damit einen Teil ihres Studiums finanzieren.

Regelmäßig laden die Professoren außerdem Referenten aus der Praxis ein, um den Studenten mögliche Berufsbilder vorzustellen. „Ein Unternehmer erklärte uns, warum es in der technischen Dokumentation in großen Firmen so wichtig ist, dass jeder die gleichen Begriffe verwendet. Computerlinguisten können dies automatisieren und damit auch für einheitliche Bedienungsanleitungen sorgen“, so Ladda. Absolventen seien aber auch als Experten für Suchmaschinen und Datenbanken gefragt und entwickelten Übersetzungssysteme, mit denen Dolmetscher schnell passende Begriffe in der jeweiligen Fremdsprache finden. „Viele Computerlingustik-Studenten lernen daher eine eher exotische Fremdsprache wie Japanisch oder Finnisch, um zu verstehen, wie Sprachen auch ganz anders funktionieren können“, sagt Carolyn Ladda. Da die Computerlinguistik ein sehr internationales Forschungsgebiet ist, haben die Wissenschaftler der Saar-Uni Kontakte zu Unis auf der ganzen Welt. Für Studenten bietet dies den Vorteil, dass sie an vielen Partnerhochschulen ein Auslandssemester einlegen können. 

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