10.10.2025

Eduard-Martin-Preise: Am 16. Oktober werden junge Forscherinnen und Forscher ausgezeichnet

3D-gedruckte Objekte, die ihre Farbe wie ein Chamäleon wechseln. Vielversprechende neue Behandlungsmöglichkeiten im Kampf gegen multiresistente Keime. Vorhersagemodelle, die voraussagen, welches Krebsmedikament bei einem Patienten am besten wirkt. Oder: Die Wirkung virtueller Influencer in sozialen Medien. Dies sind Beispiele dafür, welche Themen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforscht haben, die die Universitätsgesellschaft des Saarlandes mit Eduard-Martin-Preisen auszeichnet.

Interessierte sind herzlich eingeladen zur Preisverleihung am Donnerstag, dem 16. Oktober, um 18 Uhr in der Aula auf dem Saarbrücker Campus (A3 3). 
Die Veranstaltung wird live auch per MSTeams übertragen. 
Link zur Teilnahme unter Veranstaltungen

Rund 2.800 junge Menschen forschen zurzeit im Rahmen ihrer Doktorarbeit auf dem Saarbrücker und dem Homburger Campus. Ihre Themen spiegeln die Vielfalt der Forschung an der Universität des Saarlandes wider. Auch in diesem Jahr zeichnet die Universitätsgesellschaft wieder überragende Leistungen von vierzehn Forscherinnen und Forschern in ihrer Doktorarbeit aus. Bei der Preisverleihung geben sie Einblicke in neueste Forschungsergebnisse aus allen sechs Fakultäten der Universität des Saarlandes. Vier der Forschungsthemen werden im Folgenden beispielhaft vorgestellt. 
 

Lukas Siegwardt verleiht Produkten aus dem 3D-Drucker die Fähigkeit, ihre brillanten Farben wie ein Chamäleon zu wechseln, ohne je auszubleichen.

Ein Figürchen, das seine Farbe wechselt, wenn man es am Ohr zieht: Das war einer der ersten Prototypen, die Lukas Siegwardt im 3D-Drucker druckte. „Wir können mit dem neuen Verfahren das Material wie mit einem Schalter steuern, damit es die Farbe wechselt. Das funktioniert zum Beispiel, indem man wie bei der 3D-Figur daran zieht oder sie drückt. Wir können die Partikel aber auch so herstellen, dass sie auf andere sogenannte Stimuli wie Feuchtigkeit, Säuren oder sonstige externe Reize reagieren und entsprechend die Farbe ändern“, erklärt der inzwischen promovierte Chemiker aus der Arbeitsgruppe von Professor Markus Gallei. Was sich anhört wie Zauberei und auf den ersten Blick so spielerisch wirkt, ist Ergebnis handfester chemischer Forschung auf Weltniveau – und kann zu Produkten mit völlig neuen Eigenschaften führen. Die Universität des Saarlandes hält darauf das Patent der Erfinder Lukas Siegwardt und Markus Gallei.

Das Verfahren macht es möglich, Produkte umzufärben, ohne von außen Farben oder Lacke aufzubringen. Farbstoffe und Pigmente sind dabei gar nicht im Spiel. Die Dinge wechseln ihre Farbe schlicht aus ihrem Inneren heraus. Die Methode ist ungiftig, unschädlich und: Die Farben bleichen niemals aus. 

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Felix Deschner kam im Kampf gegen multiresistente Keime mehreren neuen Behandlungsmöglichkeiten auf die Spur.

Wenn Bakterien gegen Antibiotika unempfindlich werden, verlieren diese Medikamente ihre Wirkung. Solche Resistenzen sind weltweit eine große Bedrohung. Daher sind Forscherinnen und Forscher auf der Suche nach neuen antibakteriellen Wirkstoffen – ein schwieriges und zeitaufwändiges Unterfangen. Felix Deschner arbeitete in seiner Doktorarbeit bei Professor Rolf Müller daran, gleich zwei Arten ganz unterschiedlicher Moleküle daraufhin zu untersuchen, ob sie sich zur Behandlung gegen Bakterien eignen, die beim Menschen Krankheiten verursachen können. Dabei gelang ihm entscheidende Vorarbeit: Er entschlüsselte neue Wirkmechanismen und zeigte, warum diese Mittel vielversprechend und schlagkräftig gegen resistente Keime vorgehen können.

Zum einen konnte er den äußerst effektiven und völlig neuen Wirkmechanismus der sogenannten Chlorotonile entschlüsseln, einer aussichtsreichen ganzen Familie an Antibiotika-Kandidaten. Am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland wurde diese Naturstoffklasse in einem Bodenbakterium entdeckt. Zum anderen leistete Felix Deschner einen entscheidenden Beitrag dazu, dass ein altbekannter Wirkstoff namens Nitroxolin zu neuen Einsatzgebieten kommt. 

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Kerstin Lenhof forschte daran, verlässlich vorauszusagen, welches Krebsmedikament im Einzelfall gut wirkt.

Für Krebserkrankungen sind heute eine Vielzahl an Wirkstoffen auf dem Markt. Aber nicht jeder Wirkstoff wirkt bei jedem Patienten gleich gut – Krebs ist eine sehr individuelle Erkrankung. „Die Ärztinnen und Ärzte können zwar aus hochwirksamen Medikamenten auswählen. Aber es ist oftmals schwer vorherzusagen, welches im Einzelfall die besten Heilungschancen für den Patienten oder die Patientin hat“, sagt Kerstin Lenhof, die genau an diesem Punkt mit ihrer Doktorarbeit ansetzt: Wie kann man vorhersagen, welche Krebsmedikamente wirksam sind? Die Bioinformatikerin forschte in ihrer Arbeit bei Professor Hans-Peter Lenhof (ihr Doktorvater trägt zufällig den gleichen Namen) an Verfahren des maschinellen Lernens, um die Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten zu optimieren. 

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Claudia Franke untersuchte das Phänomen virtueller Influencer bei TikTok und Co.

Mit virtuellen Influencern befasste sich Claudia Franke in ihrer Doktorarbeit auf dem Gebiet der Konsum- und Verhaltensforschung bei Professorin Andrea Gröppel-Klein. Diese computergenerierten Charaktere treten in sozialen Medien wie Instagram, TikTok und Co. wie menschliche Influencer auf und posten alle möglichen Inhalte, Videos und Geschichten, um Produkte zu bewerben und Marken zu repräsentieren. Mit ihrer Reichweite steigt ihr Einfluss in der realen Welt zusehends. „Als ich mit meiner Doktorarbeit begann, waren die virtuellen Influencer noch neu und wurden eher belächelt. Aber diese Art des Markenbotschafters hat sich stark entwickelt. Wenige Jahre später hat sich bereits ein Gewöhnungseffekt eingestellt. Sie sind heute oft ein Produkt Künstlicher Intelligenz“, sagt Claudia Franke, die inzwischen in München in einer Marktforschungsagentur arbeitet. 

Sie untersuchte, welchen Effekt die virtuellen Charaktere auf Konsumentinnen und Konsumenten haben, obwohl sie gar nicht existieren. „Ich habe die Frage gestellt, inwieweit sie auf Akzeptanz stoßen und ob Unternehmen auf solche virtuellen Influencer setzen sollten.“ Ihr Ergebnis: Die Akzeptanz der Influencer aus Fleisch und Blut ist zwar immer größer, die virtuellen Influencer können aber wegen ihrer Neuartigkeit punkten. Es gibt also Gründe für Firmen und Agenturen, mit virtuellen Influencern zu arbeiten, die weder Pause noch Schlaf brauchen, extrem flexibel sind und keine Allüren kennen. 

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Eduard-Martin-Preisträgerinnen und Preisträger 2025

Die ausgezeichneten Doktorinnen und Doktoren, ihre Forschungsthemen sowie ihre Doktorväter und Doktormütter (in Klammern):

Fakultät für Empirische Humanwissenschaften und Wirtschaftswissenschaft

Dr. Claudia Maria Franke (Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein)
Virtual Humans in Brand Communication – An Empirical Investigation of consumer Reactions and Marketing Effectiveness

Dr. Marcel Weber (Prof. Dr. Malte Friese)
Examining Major Threats to Valid Measurement of Sexual Motivation: From Basic Research to Implications for Society and Science     

 

Medizinische Fakultät

Dr. rer. nat. Ahmad Aljohmani (Prof. Dr. Daniele Yildiz)
Cell-specific regulation and function of ADAM10 and ADAM17 during Pseudomonas aeruginosa infection

Dr. rer. nat. Selina Wrublewsky (Prof. Dr. Matthias Laschke)
Anti-inflammatorische und pro-angiogene Strategien zur Verbesserung der Revaskularisierung und endokrinen Funktion transplantierter Langerhans-Inseln  

 

Fakultät für Mathematik und Informatik

Dr. Kerstin Lenhof (Prof. Dr. Hans-Peter Lenhof)
Machine learning-based anti-cancer drug treatment optimization

Dr. David Kaltenpoth (Prof. Dr. Jilles Vreeken)
Don't Confound Yourself: Causality from Biased Data

Dr. Lukas Vierus (Prof. Dr. Thomas Schuster)
Dynamic refractive tensorfield tomography as an invert problem for a transport equation


Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät

Dr. Felix Deschner (Prof. Dr. Rolf Müller)
Biological Evaluation of Antibiotics overcoming Resistance - Natural Product Chlorotonil and synthetic Nitroxoline

Dr. Christian Müller  (Prof. Dr. Martin Müser)
Contact mechanics of thin films, viscoelastic materials, and frictional interfaces via Green's function molecular dynamics

Dr. Lukas Siegwardt (Prof. Dr. Markus Gallei)
3D Druck Stimuli-responsiver Strukturfarben basierend auf polymeren Kern-Schale-Partikeln

Dr. Julien König (Prof. Dr. Johanna Jauch)
Racemische und Enantioselektive Totalsynthese ausgewählter polycyclischer, polyprenylierter Acylphloroglucine


Philosophische Fakultät

Dr. Tim Christmann (Prof. Dr. Janett Reinstädler)
„Aquel ayer que dura para siempre“ – Diktaturfiktionen aus und über Äquatorialguinea

Dr. Lisa Schäfer (Prof. Dr. Ingo Reich)
The licensing and usage of topic drop in German


Rechtswissenschaftliche Fakultät

Dr. Bianca Böhme (Prof. Dr. Marc Bungenberg)
Iura Novit Curia in Investment Treaty Arbitration – The Allocation of Responsibilities over the Ascertainment of Law

 

Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten eine Eulen-Statuette und ein Preisgeld. Stifterinnen und Stifter der Universitätsgesellschaft des Saarlandes übernehmen die Preisgelder von zwölf Eduard-Martin-Preisen. Zwei weitere Preise werden von Fakultäten gestiftet. Die Universitätsgesellschaft organisiert die Preisverleihung des Eduard-Martin-Preises in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenprogramm der Universität des Saarlandes (GradUS).

Die Festrede hält Dr. Jens Ewen, selbst Träger des Eduard-Martin-Preises (2010). Der heutige Vizepräsident für Digitalisierung und Internationalisierung an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar beleuchtet die Frage: „Wer geht in 30 Jahren in ein klassisches Konzert? Musik für die Gesellschaft der Zukunft“.

Weitere Information zur Veranstaltung am 16. Oktober


Hintergrund

Dr.-Eduard-Martin-Preis: Die Auszeichnung für herausragende Doktorarbeiten wird seit 1963 vergeben, seit 1976 trägt der Preis den Namen des Ehrensenators und langjährigen Präsidenten der Freunde-Vereinigung der Universität, Dr. Eduard Martin. https://www.unigesellschaft-saarland.de/eduard-martin-preis

Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studentinnen und Studenten mit Ehemaligen (Alumni) und Förderern in intensiven Kontakt. Sie fördert das akademische Leben im Saarland und unterstützt vor allem Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen.
https://www.unigesellschaft-saarland.de

Das Graduiertenprogramm vernetzt Promovierende der Universität des Saarlandes und bietet für ihre überfachliche Qualifizierung ein vielfältiges Weiterqualifizierungs- und Förderprogramm. 
https://www.uni-saarland.de/gradus


Kontakt zu den Doktorandinnen und Doktoranden und Ansprechpartnerin bei Fragen:

Anna-Maria Braun: E-Mail: anna-maria.braun(at)uni-saarland.de

Pressefotos zum Download: 
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