Der prächtige Band zeigt vor allem Kunstwerke der großen Ausstellung zur Gegenwartskunst, die Werke aus Afrika und der ganzen Welt versammelt, etwa von John Akomfrah, William Kentridge, Kaloki Nyamai, Emeka Ogboh oder den Kongo Astronauts. Einige der gezeigten Kunstwerke sind eigens für die Ausstellung in Völklingen produziert worden, so die Arbeiten der in Berlin lebenden Namibierin Memory Biwa, der Kongolesin Géraldine Tobe und der in London und Paris lebenden Franko-Algerierin Zineb Sedira, die dafür jeweils über mehrere Monate als Artists in Residence am Käte Hamburger Kolleg CURE in Saarbrücken zu Gast waren. Der Band zeigt Fotografien der vielfältigen Werke, die für eine uneinholbare Breite und Tiefe afrikanischer und afrodeszendenter Gegenwartskunst stehen.
Die Fotografien der Kunstwerke und Installationen im riesigen Areal der ehemaligen Stahlhütte werden von dem assoziativen Raum eines „Museum of Memorabilities“ (Museum der Denkwürdigkeiten) sowie literarisch-philosophischen Klassikern wie James Baldwins „The Fire Next Time“ (1963), Édouard Glissants „Introduction to a Poetics of Diversity“ (1995) oder Teju Coles „Open City“ (2011) begleitet. Julien Jeusette (Käte Hamburger Kolleg CURE) hat ein Interview mit der Künstlerin und Historikerin Memory Biwa geführt, in dem diese über die Eisenerzextraktion für die Produktion in der Völklinger Hütte historische Verbindungen zur Landenteignung und zur Apartheid in Südafrika herstellt.
Der Katalog, der international von Chicago University Press vertrieben wird, umfasst zudem eine Reihe kritischer Essays, die sich Fragen der Wahrnehmung und Bedeutung afrikanischer Kunst historisch und kulturtheoretisch nähern. So widmen sich Souleymane Bachir Diagne (Columbia University) dem Problem der kolonialen Gewalt und Reparation des afrikanischen Kunstbegriffs, Elara Bertho (Science Po Bordeaux) der historischen Bewegung vom Panafrikanismus zum Afrofuturismus, und Nadia Yala Kisukidi (New York University) der Neukartografierung eines Kontinents. Christiane Solte-Gresser und Markus Messling (Käte Hamburger Kolleg CURE) betrachten das gesellschaftliche Problem des Ressentiments und die Kraft der Kreativität für Reparationen des Selbst und Franck Hofmann (Universität des Saarlandes) analysiert die Blickverschiebung von der Frage der Restitution von Kunstwerken zu Problemen der Infrastruktur.
Angaben zum Katalog:
The True Size of Africa
Hg. von Ralf Beil, Markus Messling und Christiane Solte-Gresser
512 Seiten, 325 Abbildungen
ISBN: 978-3-7774-4474-1
https://www.hirmerverlag.de/de/titel-1-1/the_true_size_of_africa-2672/