Ministerpräsidentin Anke Rehlinger würdigte Mehlhorn in ihrer Ansprache als „Architekten des saarländischen Informatikstandortes“: „Kurt Mehlhorn hat über fünf Jahrzehnte hinweg das Profil der Informatik im Saarland entscheidend geprägt – als Forscher, Lehrer, Netzwerker und Vordenker. Mit Weitsicht und Beharrlichkeit hat er Institutionen geschaffen, die heute weit über unsere Landesgrenzen hinaus strahlen. Er hat nicht nur den Standort gestärkt, sondern auch Generationen von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefördert. Dieses Lebenswerk verdient höchste Anerkennung.“
Kurt Mehlhorn, geboren am 29. August 1949 in Ingolstadt, zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der Informatik in Deutschland und Europa. Nach dem Studium der Mathematik und Informatik in München sowie an der Cornell University in den USA, wo er 1974 promovierte, begann er 1974 seine wissenschaftliche Laufbahn an der Universität des Saarlandes, zunächst als wissenschaftlicher Assistent, dann ab 1975 als Professor für Informatik. Dabei musste er im ersten Jahr als Professor an der Universität sich selbst auf seinem eigenen Lehrstuhl als Gastprofessor vertreten, da er mit 26 Jahren noch nicht das notwendige Lebensalter für eine volle Professur hatte; erst mit 27 Jahren konnte er dann regulär berufen werden.
Ende der 1980er Jahre wurde Kurt Mehlhorn von der Max-Planck-Gesellschaft als wissenschaftliches Mitglied aufgenommen und mit der Gründung des ersten Max-Planck-Instituts betraut, das sich ausschließlich mit Themen der Computerwissenschaft beschäftigt. Im Jahr 1990 wurde daraufhin das Max-Planck-Institut für Informatik mit Mehlhorn als Gründungsdirektor gegründet und in Saarbrücken angesiedelt. Die Auswahl des Standorts erfolgte auch dank Mehlhorns jahrzehntelanger wissenschaftlicher Tätigkeit, die zum international hervorragenden Ruf der Saarbrücker Informatik beigetragen hatte.
Mehlhorns wissenschaftliche Arbeiten konzentrieren sich auf Algorithmen – die Grundlage jeder Berechnung. Ein Algorithmus ist die präzise beschriebene Abfolge von Einzelschritten zur Lösung eines (informatischen) Problems. Ihre Weiterentwicklung erwies sich in den letzten Jahrzehnten als vieltausendfach bedeutender für die Leistungsfähigkeit moderner Computersysteme als die reine Steigerung der Rechengeschwindigkeit. 1995 gründete Mehlhorn gemeinsam mit Kollegen die Algorithmic Solutions Software GmbH, die mit LEDA, einer Softwarebibliothek für grafentheoretische und geometrische Berechnungen, weltweit Maßstäbe setzte.
Über 90 Doktorandinnen und Doktoranden hat Mehlhorn im Laufe seiner Karriere betreut. Auch als Seniorprofessor ist er weiterhin in der Lehre aktiv und engagiert sich für die Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandortes. Für seine jahrzehntelange erfolgreiche Arbeit als Wissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1987), der Konrad-Zuse-Medaille (1995), dem französischen Gay-Lussac-Humboldt-Preis (1989) sowie mittlerweile sieben Ehrendoktorwürden. Von 2002 bis 2008 war er zudem Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft und engagiert sich bis heute ehrenamtlich als Saarlandbotschafter.
„Kurt Mehlhorn ist ein Aushängeschild unseres Landes – als Wissenschaftler von Weltrang, als Lehrer, als Gestalter“, erklärte Rehlinger. „Mit der Verleihung des Saarländischen Verdienstordens ehren wir nicht nur seine wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch seinen Beitrag zum Ansehen des Saarlandes in der Welt.“