Essstörungen und die damit verbundenen Körperbilder sind eine präsente Problematik in unserer modernen Gesellschaft. Durch die omnipräsente Einflussnahme von Social-Media-Kanälen, die unrealistische Schönheitsstandards propagieren, gewinnt das Thema an Aktualität. Denn aufgrund des digitalen Gruppenzwangs steigt der Druck, den unrealistischen Maßstäben zu entsprechen, was zu einer negativen Selbstwahrnehmung und zu schweren Krankheitsbildern führen kann. Diese Konstellation greift die österreichische Autorin Rhea Krčmářová in ihrem 2023 veröffentlichten Schauerroman Monstrosa auf.
Durch die Verwendung fantastischer Elemente wir darin ein eindringliches, zunehmend surreales Bild der Entfremdung vom eigenen Körper und der Auswirkungen virtueller Schönheitsideale gezeichnet: Isabella Vlcek, eine Opernsängerin ohne Engagements, kämpft seit ihrem zwölften Lebensjahr mit einer krankhaften Adipositas. Diverse Fastencamps und Diäten bleiben erfolglos, da sie die Kilos immer wieder einholen und eine Abwärtsspirale bis hin zur Selbstverletzung einsetzt. Als letzte Chance sucht sie vor einem entscheidenden Musikwettbewerb Hilfe in einer psychiatrischen Klinik. In der Hoffnung, ihre Krankheit endlich überwinden zu können, findet sie sich als einzige Übergewichtige jedoch in einer verschworenen Gruppe Magersüchtiger wieder. Diese grenzen sie als „Monster“ aus und driften unter Einfluss dubioser Social-Media-Kanäle immer weiter in ihre selbstzerstörerischen Körperwahrnehmungen ab. Dabei führen sie seltsame Rituale durch, die Isabellas alte Traumata aufleben lassen. Von Alpträumen gequält, muss sie mitansehen, wie ihr Körper sich verwandelt. Isoliert durch den Corona-Lockdown kämpft sie mit ihrem neuen, monströsen Selbst und auch beim Rest der Gruppe setzt eine Verwandlung ein.
Unter dem Solgan „Das Monster bin ich“ verbindet der Roman Monstrosa Elemente des Body Horrors und des Schauerromans. Die in Wien aufgewachsene Autorin studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Ihre Experimentierfreude hinsichtlich transmedialer Kunst, Textkunst und Buchkunst prägen auch diesen Roman, der zu einer packender Reflexion über die Entfremdung vom eigenen Körper wird.
Homepage: https://www.uni-saarland.de/forschen/afoelk/aktuelles.html
Kontakt: stephanie.blum(at)uni-saarland.de