6. November: Tobias Schuck (Klassische Philologie, UdS): Möglichkeiten der digitalen Textanalyse am Beispiel von Ciceros „De Divinatione“
„Vetus opinio est iam usque ab heroicis ducta temporibus, eaque et populi Romani et omnium gentium firmata consensu, versari quandam inter homines divinationem, quam Graeci μαντικήν appellant, id est praesensionem et scientiam rerum futurarum.“ (Cic. div. 1,1) 
Cicero schreibt weiter, dass diese Vorahnung und Wissenschaft der zukünftigen Dinge sich, schon von der Wortwahl her, auf die Götter bezieht, dagegen im Griechischen auf den Wahnsinn als Ursprung der Weissagung. Aus heutiger Sicht wird in den meisten Fällen vermutlich der Begriff des Wahn- oder Irrsinns mit dem der Weissagung assoziiert. „Quae“, so denkt man bei der Betrachtung der Arbeitsweise von Astrologen, „potest igitur contagio ex infinito paene intervallo pertinere ad lunam vel potius ad terram?“ (Cic. div. 2,92) Und dennoch hat der Glaube an die Weissagung und das Treffen von Aussagen über die Zukunft, das, wie zu Beginn von „De Divinatione“ angemerkt, schon zu Zeiten Ciceros eine alte Tradition hat, bis in die heutige Zeit sowohl mit Aussagen über die tatsächliche Welt – nicht nur in einschlägigen Zeitschriften – als auch in (fiktionalen) literarischen Werken eine nicht zu ignorierende Präsenz. Wie rechtfertigt sich das über Jahrtausende beständige Festhalten und zum Teil sogar der Glaube vernunftbegabter Menschen an Aussagen, die Wissen über zukünftige Zustände und Ereignisse ausdrücken, das – so legen es jedenfalls die plakativen Beispiele nahe – wir doch gar nicht besitzen können?
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Prof. Dr. Katharina Meinecke
Professorin für Klassische Archäologie
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