François de Bernard

François de Bernard

Morale et politique

 

François de Bernard befaßt sich in seinem Beitrag mit der Frage nach den Beziehungen zwischen Moral und Politik, zwischen den Gesetzen des Staates und der Moral des einzelnen. Er geht aus von dem traditionellen Gegensatz, wie er von Sophokles in bezug auf den Konflikt zwischen Kreon und Antigone gestaltet wurde. Angesichts der Jahrtausende alten Debatte um die Frage „schließen sich Moral und Politik zwangsläufig aus oder sind sie gut miteinander vereinbar?", erinnert der Autor an die drei Positionen, auf die man sich in der modernen Zeit immer beruft: zunächst die von Rousseau und Kant, die das Primat der Moral über die Politik erklärt und anschließend die entgegengesetzte von Machiavelli, die die Priorität auf den Gehorsam der Bürger und die Einheit des Staates setzt und die Prädominanz der Politik über die Moral impliziert; und die moderatere Position von Flegel, die die Autonomie der Moral, die zu einer politischen Angst führen kann, unterstreicht. François de Bernard ordnet anschließend die kurz zurückliegende Clinton-Starr-Lewinsky-Affäre in den Rahmen dieser historischen Debatte über die Beziehung zwischen Moral und Politik ein, um schließlich, anhand dieses Beispiels, eine Überlegung über die „Rückkehr zur Moral “ und den „Moralismus“ in unseren heutigen Gesellschaften anzustellen. In seiner Zusammenfassung unterstreicht er die Gefahren des aktuellen Gebrauchs der Moral als Instrument im Dienste der Politik, als Ablenkung, die es erlaubt, die ernsthaften Probleme zu kaschieren und als ein Mittel, die politischen Gegner zu eliminieren; Der „Moralismus“ und der neue „moralische Krieg“, der kürzlich in den USA geführt wurde, stellen eine politische Funktionsart dar, die eine reale Gefahr für die Demokratien bedeutet.