Christiane Solte-Gresser

Christiane Solte-Gresser

Potenziale und Grenzen des Vergleichs. Versuch einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Systematik

 

Nach wie vor ist die Kluft zwischen Theorie und Praxis des Vergleichs eklatant und das Bedürfnis nach einer Systematisierung seiner Potenziale und Grenzen ent­sprechend groß.

Dieser Beitrag setzt sich zum Ziel, aus dem breiten Feld der bisherigen Über­legungen zum Vergleich einige programmatische Positionen auszuwählen und diese im Hinblick auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Voraus­setzungen und ihrer jeweiligen Erkenntnisinteressen zu kategorisieren. Es geht also weniger um bestimmte vergleichende Methoden als vielmehr um das theore­tische Spektrum dieses Tuns, das sich anhand folgender Fragen systematisieren lässt: Wie bewerten wir das Verfahren des Vergleichs, welche Intention verfolgen wir damit, von welchen Grundannahmen gehen wir dabei aus und innerhalb wel­ches Denkhorizontes bewegen wir uns jeweils?

Wenn der Vergleich eine diskursive Konstruktion ist, die Ähnlichkeit her­stellt, zugleich aber ein kritisches, auf Differenz hin ausgerichtetes Erkenntnis­potenzial birgt, dann bedeutet dies, dass er eine paradoxe Struktur besitzt. Diese ist untrennbar verflochten mit der Frage nach dem eigenen Standpunkt und damit nach den hierarchischen Strukturen, die dem Vergleichen innewohnen. Das Pro­blem der Hierarchie stellt eine der größten Herausforderungen für den Vergleich als wissenschaftliches Verfahren dar und hat ganz unterschiedliche Umgangs­weisen mit dem beschriebenen Paradox zur Folge.

Vier solcher Konzeptionen sollen anhand repräsentativer Denkansätze fokus­siert und zueinander in Beziehung gesetzt werden: Der Vergleich kann erstens die Differenz betonen und damit das Grenzüberschreitende positiv in den Vorder­grund rücken. Er kann zweitens auf der Ähnlichkeit bestehen und so die Möglich­keit der Wahrnehmung und Erfahrung von Alterität kritisierend in Frage stellen. Er kann drittens versuchen, das Paradox dialektisch aufzulösen und in eine Syn­these zu überführen, und er kann viertens das Paradox als eine provozierende Her­ausforderung begreifen und den Versuch unternehmen, dieses zu subvertieren oder gar zu potenzieren. Mit all diesen Vergleichskonzepten sind wichtige Konse­quenzen für die Auseinandersetzung mit literarischen oder anderen ästhetischen Werken verbunden. Diese zumindest anzudeuten ist ebenfalls Ziel des vorliegen­den Beitrages.

 

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