04.06.2025

Diversity Game für Lehrpersonal: Lernspiel für schwierige Gesprächssituationen mit Studierenden

Sechs unterschiedliche Personen, gezeichnet und inszeniert in einer Bibliothek
© UdS/CDMIm "Diversity Game" werden fiktive Dialoge von diesen unterschiedlichen Personen verkörpert.

Was ist zu beachten, wenn eine Studentin in der Prüfungsphase ein Kind erwartet? Wie sollte man mit einem autistischen Studenten umgehen, der Gruppenarbeit scheut? Wie reagiert man, wenn in einer Diskussionsrunde rassistische Äußerungen fallen? Mit solchen und ähnlichen Situationen werden Dozentinnen und Dozenten an Hochschulen öfters konfrontiert. Wie sie dann schwierige Gespräche kompetent führen, können sie auf spielerische Weise mit dem Diversity Game der Universität des Saarlandes erlernen.

Bei manchen Gesprächen ärgert man sich hinterher, dass man nicht angemessen reagiert und die passenden Worte gefunden hat. Erst beim zweiten Mal in einer ähnlichen Situation fühlt man sich souveräner, wenn man seine Fehler durchdacht hat. „Hier setzt unser Diversity Game an, das sich auf die drei Themengebiete Diversity, Behinderung und Sorgeverantwortung bezieht. Dafür haben wir typische Situationen aus dem Hochschulalltag aufgegriffen und daraus fiktive Dialoge erstellt, die auf unterschiedliche Weise verlaufen können. Die teilnehmende Lehrperson kann in simulierten Gesprächen mit Studierenden unter drei möglichen Antworten auswählen“, erklärt Estelle Klein-Frey, Leiterin der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversitätsmanagement der Universität des Saarlandes. Über den weiteren Dialog bekommt man zurückgespiegelt, welche Antwort möglicherweise nicht so passend war und welche Hilfestellungen und Beratungsangebote den Studierenden vermittelt werden sollten. 

„Viele Lehrpersonen wissen zum Beispiel nicht, dass der Mutterschutz seit 2018 auch für Studentinnen gilt. Es ist nicht verpflichtend, eine Schwangerschaft dem Studierendensekretariat zu melden, es ist aber ratsam, damit ein wirkungsvoller Mutterschutz sichergestellt ist“, sagt Estelle Klein-Frey. Sie hat mit ihrem Team die Dialoge für das Diversity Game entwickelt und dabei viele reale Situationen aus ihrem Beratungsalltag in anonymisierter Form verarbeitet. „Im Fall einer Schwangerschaft geht es an Hochschulen häufig um die Frage, ob Prüfungsleistungen vor der Geburt noch erbracht werden können oder ob die werdende Mutter noch weiterhin im Labor praktizieren darf“, erklärt Estelle Klein-Frey.

Hilfestellung benötigen Studierende zudem auch, wenn sie Angehörige pflegen müssen oder als alleinerziehende Väter und Mütter keine Kinderbetreuung haben, um an Lehrveranstaltungen teilzunehmen. „Hier kann unser Familienbüro beratend unterstützen und gemeinsam mit den Dozentinnen und Dozenten überprüfen, ob zum Beispiel ein Teilzeitstudium möglich wäre oder bestimmte Prüfungsleistungen gestreckt werden können“, erläutert Klein-Frey. Im Diversity Game werden Lehrende mit entsprechenden Gesprächsszenarien konfrontiert und erfahren, wie sie behutsam mit Studierenden umgehen können, wenn diese überfordert und ratlos erscheinen.

Schwierig wird es, wenn den Studierenden eine Behinderung nicht unmittelbar anzusehen ist, man aber spürt, dass etwas nicht stimmt. „Menschen aus dem Autismus-Spektrum zum Beispiel haben häufig Probleme mit der zwischenmenschlichen Kommunikation. Vielen fällt es schwer, nonverbale Signale wie Mimik oder Gestik zu deuten oder Stilmittel wie Sarkasmus zu verstehen. Außerdem sind sie oft sehr auf Routinen bedacht und etwas unflexibel, weshalb sie sich nicht gut an die Arbeitsweise anderer anpassen können“, erläutert Estelle Klein-Frey. Hier kommt der sogenannte Nachteilsausgleich ins Spiel, der wie weitere Fachbegriffe im Glossar des Diversity Game erklärt wird: Wenn Studierende aufgrund körperlicher oder psychischer Beeinträchtigungen nicht ihn der Lage sind, bestimmte Prüfungsleistungen zu erfüllen, können individuell angemessene Alternativen beantragt werden. Hierfür können sich sowohl die Studierenden selbst als auch Dozentinnen und Dozenten an die Kontaktstelle Studium und Behinderung der Saar-Universität wenden.

Stärker in den Fokus rücken an Hochschulen inzwischen auch die subtilen Diskriminierungserfahrungen, die Studierende aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft und Religion oder auch der sexuellen Orientierung erleben müssen. „Wenn es hierbei zu Konflikten kommt und beispielsweise in einem Labor internationale Teams nicht harmonieren, bieten wir von Seiten der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversitätsmanagement interkulturelle Trainings an“, unterstreicht Estelle Klein-Frey. Sie wünscht sich, dass das Diversity Game nicht nur an der Universität des Saarlandes von allen Beschäftigten intensiv „gespielt“ wird, sondern dass es auch an anderen Hochschulen im In- und Ausland zum Einsatz kommt. Dafür werden alle Dialoge auch in englischer Sprache angeboten, das Spiel ist zudem barrierefrei und kann lokal auf dem Computer genutzt werden, so dass keine vertraulichen Daten gespeichert werden.

Weitere Informationen: 

Erläuterung und Download des Diversity Game: 
Webseite der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversitätsmanagement

Fragen beantwortet:

Estelle Klein-Frey
Leiterin der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversitätsmanagement
der Universität des Saarlandes
Tel. 0681 302-5028
Mail: estelle.klein-frey(at)uni-saarland.de