Aktuelle Arbeiten des Zentrums für Digitale Neurotechnologie Saar werden bei einer öffentlichen Präsentation am Montag, 21. Juli, von 10 bis 12 Uhr im neuen Hörsaalgebäude (Geb. 35) auf dem Campus Homburg vorgestellt. Dabei werden sich Jürgen Barke, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, und zahlreiche Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Arbeit des 2021 gegründeten Zentrums informieren. Interaktive Demonstratoren und Forschungsaufbauten laden zum Erleben und Ausprobieren ein. Medienvertreter sind herzlich willkommen.
„Automotive Health“ ist ein Schlagwort, das inzwischen auf etlichen Firmenseiten zu finden ist. „Es umfasst die vielfältigen Sensorik- und Warnsysteme im Cockpit von Autos und LKWs, die etwa die Müdigkeit oder den Stresspegel von Fahrern detektieren sollen. Sie können aber auch dafür genutzt werden, um ähnlich wie Smartwatches zu erkennen, ob sich ein Herzinfarkt anbahnt oder eine Bewusstlosigkeit wegen Unterzuckerung droht“, erklärt Professor Daniel Strauss, der das Zentrum für Digitale Neurotechnologien leitet. Er verweist darauf, dass laut einer aktuellen Studie zur Mobilität in Deutschland alle Personen über 14 Jahre in Deutschland täglich im Durchschnitt 35 Kilometer zurücklegen. Etwas mehr als die Hälfte sitzt dafür selbst am Steuer eines motorisierten Fahrzeugs oder ist darin Mitfahrer (Quelle: Kurzbericht des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr). „Wir hätten also bei vielen Menschen täglich etwa eine halbe Stunde lang die Gelegenheit, während einer Autofahrt zu analysieren, ob sich ein zu niedriger oder hoher Blutdruck anbahnt oder Rückenschmerzen wegen einer falschen Sitzhaltung zu erwarten sind“, sagt Daniel Strauss. Er verweist darauf, dass ab 2026 für neu zugelassene LKW und Busse erweiterte Fahrerassistenzsysteme verpflichtend sind, die unter anderem der Fahrerablenkung entgegenwirken sollen. „Wir werden also in Zukunft vielfältige medizinbasierte Daten in Fahrzeugen erheben. Warum sollen wir diese nicht für die Gesundheitsversorgungen nutzen?“, so der Neurowissenschaftler.
Ein Beispiel dafür sind Arbeiten des Zentrums, die sich mit der Frage beschäftigen, wie man beim autonomen Fahren die Reisekrankheit verhindern kann. „Viele Nutzer haben das Problem, dass ihnen übel wird, wenn sie beim Autofahren am Bildschirm arbeiten, Videos anschauen oder sich entgegen der Fahrtrichtung mit den Mitfahrern unterhalten wollen“, erklärt Strauss. Ein internationales Forscherteam aus Neurotechnologen, Informatikern, Psychologen und Ärzten sowie Fahrzeug– und Mobilitätsforschern untersucht daher bereits seit längerem, wie die dabei auftretenden Reaktionen des Nervensystems messtechnisch erfasst werden können. Diese Methoden lassen sich dann auch für Anwendungen in der Gesundheitsprävention nutzen. Das Themenfeld wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität und htw saar gemeinsam mit den Unternehmen ZF AG, Paragon SemVox GmbH sowie Traffic Technology Services Europe GmbH bearbeitet.
Darüber hinaus beschäftigt sich das Zentrum für Digitale Neurotechnologie zusammen mit verschiedenen Partnern mit der engen Verknüpfung von Medizin und Informatik, damit Operationsteams in einem mit Hightech ausgestatteten OP-Saal Hand in Hand arbeiten können. Dabei wird auch Künstliche Intelligenz eingesetzt, um individuell auf die kognitive und emotionale Verfassung des Ärzteteams einzugehen und zum Beispiel die jeweilige Aufmerksamkeitsspanne zu erfassen. Hierbei wirken neben Medizinprofessoren der Universität und einer htwsaar-Professorin am ZeMA die St. Ingberter Firma abat+ GmbH, die Paragon Semvox GmbH in Kirkel sowie das nexus Institut für Kooperationsmanagement GmbH in Berlin mit.
Auch schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen im Universitätsklinikum des Saarlandes soll durch virtuelle Besuche ihrer Angehörigen geholfen werden. Dabei geht es nicht um reine Videogespräche, sondern um eine möglichst realitätsnahe Abbildung eines Besuchs am Krankenbett. Die Patienten können über neue Technologien ihre Eltern und Geschwister sehen, hören und fühlen. Dies gelingt durch sogenannte immersive Technologien, mit denen beide Personengruppe in eine virtuelle Welt eintauchen und räumlich getrennt dennoch intensive Nähe spüren können. An diesem Thema wirken Forscherinnen und Forscher der Medizin und Informatik der Universität des Saarlandes, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) sowie des Zentrums für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) mit.
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Dr. Daniel J. Strauss
Zentrum für Digitale Neurotechnologien Saar
Tel.: (06841) 1624090
E-Mail: daniel.strauss(at)uni-saarland.de