Patricia Oster

Patricia Oster

 

Die Zeitschrift als Ort der Konstitution eines ‚transnationalen' kulturellen Feldes: Lancelot – Der Bote aus Frankreich und Die Wandlung (Abstract)

 

Welche Rolle spielt die Zeitschrift für die Konstitution eines transnationalen kulturellen Feldes? Jenseits der statischen imagologischen Fragestellung soll die Dynamik des deutsch-französischen Dialogs in einem zentralen Organ französischer Kulturpolitik, das in der Zeit von 1946 bis 1951 erschien, in den Mittelpunkt gestellt werden. Nicht das zum Ausdruck kommende Deutschland- oder Frankreichbild soll im Zentrum der Untersuchung stehen, sondern geistige Prozesse, die sich im sprachlichen Handeln der höchst facettenreichen Beiträge realisieren. Gerade die Frage nach der Konstitution eines ‚transnationalen’ kulturellen Feldes lenkt den Blick auf die Archäologie eines kulturellen Diskurses, der Weichen gestellt hat. Wie behauptet sich eine Zeitschrift in einem kulturellen Feld? Wie trägt sie zum kulturellen Fundus bei? In welcher Weise wird ein struktureller Boden für eine neue Form der Verständigung geschaffen? Lancelot – Der Bote aus Frankreich, führt die Deutschen an einen französisch definierten Kulturbegriff heran. In einem ritterlichen „pacte de générosité“, der zweifellos auch in der Bezugnahme auf den Ritter der Tafelrunde konnotiert ist, werden den Deutschen in einer Zeit der Orientierungslosigkeit neue Sinnbezüge vermittelt. Ein ‚transnationales’ kulturelles Feld aus französischer Perspektive konstituiert sich in einem dynamischen Dialog zwischen den einzelnen Beiträgen. Dabei handelt es sich zugleich um einen intermedialen Dialog, in dem Texte, Bilder und Filme in ein Verhältnis treten. Um das sich im Lancelot konstituierende ‚transnationale’ kulturelle Feld auch aus deutscher Perspektive zu beleuchten, soll der erste, 1946 erschienene Band der Zeitschrift Lancelot mit dem Jahrgang 1946 der Zeitschrift Die Wandlung konfrontiert werden. Die Zeitschrift Die Wandlung ist vom Diskurs eines radikalen Bruchs mit der Vergangenheit geprägt, während Lancelot die Kontinuität des französischen kulturellen Erbes, aber auch einer gewissen humanistischen Tradition Deutschlands hervorhebt. In der Reibung zwischen zwei gegensätzlichen Konzeptionen entsteht ein Potenzial deutsch-französischer Verständigung.

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