Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen bei vielen immunologischen und infektiösen Krankheiten, zum Beispiel leiden mehr Frauen an Autoimmunkrankheiten und Männer häufiger an bestimmten Infektionen. Auch bei kardiovaskulären und neurodegenerativen Erkrankungen gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf Häufigkeit, Schweregrad, Komorbiditäten und Behandlungserfolg. Die zugrunde liegenden molekularen, zellulären und physiologischen Mechanismen sind jedoch häufig unbekannt. Der Vortrag behandelt zunächst Beispiele für geschlechtsspezifische Krankheiten sowie derzeitige Herausforderungen und Chancen von geschlechtergerechter Grundlagenforschung und Medizin. Anschließend wird das 2023 gegründete Centrum für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin (CGBM; https://www.uni-saarland.de/forschen/cgbm.html) der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes vorgestellt. Ein wesentliches Ziel des CGBM ist es, grundlegende geschlechtsabhängige Mechanismen bei Krankheiten zu entschlüsseln, um neue Erkenntnisse für deren Prävention, Diagnose und Therapie zu gewinnen.
Hintergrund zur Ringvorlesung: „Facetten der Vielfalt – Genderforschung und ihre Bedeutung für die Gesellschaft“
Der Begriff „Gender“ polarisiert die öffentliche Debatte und spaltet Politik und Gesellschaft. Doch wofür steht die Genderforschung eigentlich? Warum ist es heute für viele Forschungsgebiete relevant, Geschlecht und andere Diversitätsfaktoren zu berücksichtigen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich eine interdisziplinäre Ringvorlesung der Universität des Saarlandes im Sommersemester. Sie findet jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr auf dem Saarbrücker Campus in Gebäude E2 5 (Hörsaal II) statt. Zwei Podiumsdiskussionen zur Geschlechterforschung werden am 8. Mai und 24. Juli im Festsaal des Saarbrücker Rathauses veranstaltet.
Die öffentliche Ringvorlesung will unter anderem beleuchten, inwiefern soziale, ethnische, kulturelle und sexuelle Aspekte mit den Themen der Genderforschung zusammenhängen. Sie will dabei nicht an Fächergrenzen haltmachen, sondern aktuelle Forschungsansätze der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie der Rechts- und Naturwissenschaften einbeziehen. Dabei kommen Expertinnen und Experten der unterschiedlichen Fachgebiete zu Wort und stellen neueste Erkenntnisse etwa aus der feministischen Theorie, den Gender, Queer und Trans Studies sowie der empirischen Genderforschung vor. Bei jedem Vortrag wird es um die Frage gehen, welche Genderaspekte in dem jeweiligen Forschungsgebiet eine Rolle spielen und welche Erkenntnisse daraus für die Gesellschaft gezogen werden können.
Alle Vorträge sind nicht nur für Studierende, sondern für alle Interessierten ohne Anmeldung frei zugänglich. Auch die beiden Podiumsdiskussionen im Rathaussaal der Stadt Saarbrücken wenden sich an die interessierte Öffentlichkeit und wollen die große Bandbreite und Expertise zum Thema Genderforschung in der Region sichtbar machen. Die Podiumsdiskussion am 8. Mai wird von einer Comic-Lesung begleitet und findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Universität des Saarlandes im Dialog“ statt. Auch die letzte Veranstaltung im Rathaus am 24. Juli wird durch ein künstlerisches Rahmenprogramm ergänzt.
Die Ringvorlesung „Facetten der Vielfalt – Genderforschung und ihre Bedeutung für die Gesellschaft“ findet unter der Leitung der Politikwissenschaftlerin Daniela Braun und Amerikanistin Astrid M. Fellner statt, in Zusammenarbeit mit dem Forum Geschlechterforschung der Universität des Saarlandes, dem Gleichstellungsbüro der Universität des Saarlandes, dem AK Queer und dem Referat für Politische Bildung des AStA der Universität des Saarlandes sowie dem Zentrum für lebenslanges Lernen, dem Frauenbüro der Stadt Saarbrücken und der Frauen-Gender-Bibliothek Saar.
Zukünftiges Programm der Ringvorlesung (jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr):
- 26. Juni: „Von der kirchlichen Frauenfrage zur Queer-Theologie“, Prof. Anne Conrad (Universität des Saarlandes)
- 3. Juli: „Geschlecht als Kontinuum“, Prof. Christel Baltes-Löhr (Universität Luxemburg)
- 10. Juli: „Gender in der Psychologie“, Dr. Lisa Juliane Schneider (Landeshauptstadt Saarbrücken)
- 17. Juli: „Frauenliteratur? Gender und Genre am Beispiel der popular romance“, Dr. Heike Mißler (Universität des Saarlandes)
- 24. Juli: Abschlussdiskussion mit künstlerischem Rahmenprogramm im Saarbrücker Rathaus
- Organisatorinnen der Ringvorlesung
- Jun.-Prof. Carola Fricke (Universität des Saarlandes)
- Julia Pierzina (international Gender Design network)
Kontakt:
Prof. Dr. Daniela Braun / Prof. Dr. Astrid Fellner
d.braun(at)uni-saarland.de und fellner(at)mx.uni-saarland.de
Weitere Informationen: https://www.uni-saarland.de/forschen/gender.html