Katrin Herms

Katrin Herms

Digitale Kollaboration. Rechtspopulismus und Social-Media-Kommunikation in Deutschland und Frankreich: eine Analyse am Beispiel der Pegida-Bewegung und des Front National

Seit etwa fünfzehn Jahren erleben wir in Europa einen Anstieg nationalistischer Tendenzen, sowohl auf Ebene der politischen Parteien als auch innerhalb der Zivilgesellschaften. In Frankreich ist die rechtsextreme Partei Front National (FN) erstarkt; in Deutschland konnte sich die islam- und elitefeindliche Pegida-Bewegung entwickeln. Trotz unterschiedlicher politischer Rollen und kultureller Kontexte verfolgen beide Akteure eine sehr ähnliche Kommunikationsstrategie, die sich nach Pierre-André Taguieff als national- und rechtspopulistisch beschreiben lässt. Gemeinsame Feindbilder und eine ähnliche Positionierung hinsichtlich der zentralen Diskursstränge 'Brexit', 'Flüchtlingssituation in Deutschland' und 'Terrorismus in Frankreich' schaffen die Grundlage dafür, dass sich Diskurse der parlamentarischen Opposition und des Straßenprotests miteinander verschränken. Ein neuer, transversaler Gegendiskurs zeichnet sich ab. Dieser Beitrag untersucht stellverstretend für die Beispiele FN und Pegida typische rechtspopulistische Kommunikationsmuster von Marine Le Pen und Lutz Bachmann innerhalb der sozialen Medien Facebook und Twitter. Die kulturwissenschaftlich orientierte Diskursanalyse mit Elementen nach Siegfried Jäger und Jürgen Link verfolgt das Ziel, sich einem Verständnis für den Zusammenhang zwischen Rechtspopulismus und Social-Media-Kommunikation anzunähern. Dafür wurde mittels einer computergestützten Datenerhebung ein digitales Korpus zunächst tabellarisch gesichert. Das Korpus umfasst für jeden der beiden Akteure 3200 Tweets sowie insgesamt sechs Wochen Facebook-Kommunikation (Posts und Kommentare) aus den Jahren 2015/16. Die formelle und inhaltliche Auswertung erfolgte anschließend auf Makro-, Meso- und Mikroebene, sodass exemplarische Aussagen über die Funktion der Oberflächenmerkmale, Wortzusammenhänge und die Entwicklung der Diskursstränge ausgehend von einzelnen Posts möglich sind. Als Fazit steht die Hypothese, dass Social-Media-Kommunikation den rechtspopulistischen Diskurs unterstützen kann, weil durch sie die Konstruktion kollektiver Identitäten und thematische Verknüpfungen begünstigt werden.