15.11.2023

EU-Doktorandennetzwerk will computergestützte Textanalyse in den Geisteswissenschaften fördern

Innovative digitale Methoden der Textanalyse stärker in den Geisteswissenschaften zu verankern – das ist Ziel eines neuen internationalen Doktorandennetzwerks, das von der Europäischen Union mit insgesamt 2,8 Millionen Euro gefördert wird. Am Projekt „Cascade“ beteiligt ist auch die Fachrichtung Sprachwissenschaft und Sprachtechnologie der Universität des Saarlandes, die dabei mit Universitäten in Irland, dem Vereinigten Königreich, Finnland und Belgien zusammenarbeiten wird.

Koordiniert wird das Netzwerk vom University College Cork.

„Wir wollen international Kräfte bündeln, um Studierende geisteswissenschaftlicher Fachrichtungen zu befähigen, kompetent innovative digitale Technologien zur Textanalyse einzusetzen“, sagt Stefania Degaetano-Ortlieb, Sprachwissenschaftlerin an der Universität des Saarlandes. Von der Europäischen Union gefördert, reagiere das Projekt „Cascade“ auf einen Mangel an Fachkenntnissen in akademischen, öffentlichen und kommerziellen Bereichen: Es bestehe ein Bedarf an Menschen, die große Textmengen aus unserer von Informationen überfluteten Gesellschaft abrufen, kritisch bewerten und effektiver nutzen können. 

Stefania Degaetano-Ortlieb wird das Projekt an der Fachrichtung Sprachwissenschaft und Sprachtechnologie in Saarbrücken leiten. Im Verbund mit vier weiteren europäischen Universitäten wird es eine Kohorte von zehn Nachwuchswissenschaftlern aus verschiedenen Sparten der Sprachwissenschaft zusammenbringen, aber auch aus anderen Disziplinen, beispielsweise der Literaturwissenschaft oder Geschichte. „Neu ist, dass dieses Projekt bei der Analyse von Texten einen breiteren Kontext als üblich einbezieht: Nicht nur sprachwissenschaftliche Aspekte sollen einfließen, sondern auch soziokulturelle Kontexte, bei denen Faktoren wie die Sender von Botschaften und ihre Empfänger sowie die soziale und kulturelle Einbettung der Texte genauer betrachtet werden. Auch soll insbesondere untersucht werden, wie sich der Sprachgebrauch über eine bestimmte Zeitspanne hinweg verändert“, erläutert die Saarbrücker Wissenschaftlerin.

Das Projekt „Cascade“ („Computational Analysis of Semantic Change Across Different Environments“) wird im Rahmen des EU-Programms „Horizon Marie Skłodowska-Curie Actions (MCSA) Doctoral Networks“ ab Januar 2024 mit insgesamt 2,8 Millionen Euro über vier Jahre gefördert; davon fließen 521.000 Euro an die Universität des Saarlandes. Hier werden Anfang 2024 zwei Doktorandenstellen ausgeschrieben: Eine Arbeit soll die Entstehung von Textsorten ergründen, beim zweiten Thema soll es um die kontextuellen Faktoren gehen, die in die computergestützte Modellierung von Sprachvarianten einfließen, beispielsweise soziokulturelle Faktoren. „Für die Promovierenden bietet die Einbindung in eine internationale Kohorte viele Vorteile“, sagt die Saarbrücker Sprachforscherin. Beispielsweise können sie auch von den wissenschaftlichen Schwerpunkten an den Partneruniversitäten profitieren und werden zeitweise dort ihre Forschungen fortsetzen.

Link zum EU-Projekt: https://cordis.europa.eu/project/id/101119511

Hintergrund:
Die Saarbrücker Sprachwissenschaft und Sprachtechnologie gehört zu einem Forschungsschwerpunkt im Bereich Computerlinguistik und Sprachverarbeitung an der Universität des Saarlandes. Teil hiervon ist auch der seit 2014 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereich „Informationsdichte und sprachliche Kodierung“ unter der Leitung von Professorin Elke Teich. Hier analysieren Saarbrücker Sprachwissenschaftler, Psychologen und Computerlinguisten die Effizienz von Sprache auf informationstheoretischer Basis.

Fragen beantwortet:
PD Dr. Stefania Degaetano-Ortlieb
Akademische Rätin
Department of Language Science and Technology
Saarland University
E-Mail: s.degaetano@mx.uni-saarland.de
www.stefaniadegaetano.com
https://www.uni-saarland.de/fachrichtung/lst.html