Soziale Medien, Computerspiele und andere digitale Inhalte können für Kinder- und Jugendliche zur echten Gefahr werden: Welche Risiken mit dem übermäßigen Medienkonsum einhergehen, aber auch welche Chancen die Digitalisierung bietet, schildet Eva Möhler in ihrem Vortrag am 27. November, zu dem die „Paul-Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum“ einlädt.
Zu den Risiken gehört, dass sich kinder- und jugendpsychiatrische Auffälligkeiten mit dem Anstieg des Medienkonsums nahezu verdoppelt haben. Zudem belegen zahlreiche Studien, dass sich die Bildschirmzeit negativ auf Konzentration, Gefühlsregulation, Schlaf, Sozialkompetenzen sowie die kognitive und körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirkt. Bei den unter 13-Jährigen sei ein täglicher Medienkonsum von vier bis sechs Stunden inzwischen normal – bei Älteren sogar bis zu neun Stunden, sagt Eva Möhler. Durch die langen Bildschirm-Zeiten („screen time“) schrumpft die Zeit, die Kinder in einer natürlichen Umgebung verbringen („green time“); ihnen fehlen dadurch Erfahrungen im realen Raum, die für eine gesunde Entwicklung ganz essenziell sind.
Auch noch weitergehende Risiken – wie die Belästigung von Kindern und Jugendlichen in ungeschützten Chaträumen – sowie die Gründe für die hohe Suchtgefahr bei jungen Menschen werden im Vortrag thematisiert. Um den digitalen Medienkonsum von Kindern einzudämmen, plädiert Eva Möhler für geregelte Bildschirmzeiten, die konsequent umgesetzt werden. Zudem wünscht sie sich ein entschlossenes Handeln des Gesetzgebers.
Auf der anderen Seite sieht die Kinder- und Jugendpsychiatrie-Professorin die Chancen: Digitale Präsenz ermögliche den Jugendlichen Teilhabe, und sie mache einen neuen Zugang zu Kindern und Jugendlichen möglich. Falls man akzeptiere, dass sich Kinder und Jugendliche viel im digitalen Raum aufhalten – bei allen Regeln und Strukturierungen –, liege eine Chance in der „Gamifizierung der Psychotherapie“. Darunter sind spielerische Programme zu verstehen, die Kindern und Jugendlichen helfen können, ihre psychischen Probleme besser zu bewältigen.
Auf eine entsprechende Ausschreibung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) hat sich die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums mit mehreren Projektanträgen beworben. Der Vortrag zeigt einen ersten Ausblick auf das Therapiespiel „Confidence“, ein gamifiziertes Selbstwerttraining gegen Mobbing, das in Kooperation mit dem DFKI erarbeitet wurde, und bald erprobt werden soll. Zudem wird das Therapiespiel AngstVrei vorgestellt, das in Kooperation mit dem Fraunhofer IBMT Kindern mit Schulängsten oder mit schulvermeidendem Verhalten helfen soll. Als letztes Beispiel wird Eva Möhler „Skills4Kids“ vorstellen, ein gamifiziertes Stressresilienztraining zur Förderung der Gefühlsregulation und Impulskontrolle, das über das Netzwerk „Health.ai“ gefördert wird.
Im Anschluss an ihren Vortrag steht Eva Möhler für eine Diskussion zur Verfügung.
Prof. Dr. med. Eva Möhler ist seit dem 1.4. 2020 an der Universität des Saarlandes und am Universitätsklinikum beschäftigt und leitet parallel auch die Kinderpsychiatrie der SHG-Kliniken. Habilitiert hat sie an der Universität Heidelberg, wo sie auch am Klinikum ihren Facharzt gemacht hat und von 1993 bis 2018 beschäftigt war. Während dieser Zeit hatte sie auch neun Jahre Elternzeit für ihre drei Söhne. Der Suchtdruck, der von digitalen Medien ausgehen kann, ist ihr daher auch aus ihrer eigenen Erziehungsarbeit eindrücklich präsent.
Zeit: Donnerstag, den 27.11.2025, um 18.15 Uhr
Ort: Campus des Universitätsklinikums, Homburg, Hörsaalgebäude (Geb. 35), Hörsaal 1
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. med. Michael D. Menger
Vorsitzender Paul-Fritsche-Stiftung
Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
66421 Homburg/Saar
E-Mail: michael.menger@uks.eu