Borreliose

Borreliose


Die Borreliose ist eine der am stärksten überdiagnostizierten Erkrankungen, so dass ein besonders seriöses Vorgehen der diagnostizierenden und behandelnden Ärzte erforderlich ist. Dies gilt auch bei Leistungssportlern, wo unspezifische Episoden von Schlappheit zu häufig eine Borreliose-Diagnostik nach sich ziehen, die epidemiologisch kaum zu rechtfertigen ist. Will man dennoch eine Ausschlussdiagnostik betreiben, ist es wichtig, sich nicht auf unspezifische Suchtests zu verlassen.


Erreger und Erkrankung im Sport

Die Borreliose wird im Wesentlichen von drei Borrelienarten verursacht und durch Zecken übertragen. Borrelia burgdorferii sensu stricto, B. afzelii und B. garinii, die eine unterschiedliche geographische Verteilung und einen unterschiedlichen Organtropismus haben. Die Meldedaten in Deutschland („neue“ Bundesländer) zeigen eine Inzidenz von ca. 20-35 Erkrankungen auf 100.000 Einwohner pro Jahr. Einige Wochen nach Zeckenstich kann es zum Erythema migrans (EM) kommen (Wanderröte), einem Hautausschlag der sich ausbreitet und in der Mitte wieder abblassen kann. Es zeigt die Ausbreitung der Borrelien in der Haut an. Auf das EM entfallen etwa 95% aller klinisch relevanten Borreliosen, diese Manifestation selbst sollte im Sport aber per se unproblematisch sein. Im zweiten Stadium nach weiteren Wochen oder Monaten kann es zu für Sportler relevanten Symptomen kommen: im Rahmen einer Neuroborreliose (v. a. bei B. garinii) oder einer Arthritis (v. a. bei B. burgdorferii sensu stricto). Die Erkrankungsgipfel der Borreliose liegen außerhalb des für Leistungssportler relevanten Alters bei Kindern unter 10 Jahren und Erwachsenen über 60 Jahren. Aus diesen Daten kann geschätzt werden, dass es bei Leistungssportlern nur in ca. 0,01 – 0,0001% (1:10 000 – 1:1.000 000) pro Jahr zu einer klinisch relevanten Erkrankung kommt. Damit hat die Erkrankung nur eine geringe Bedeutung.
Wie das US Center for Disease Control and Prevention (CDC) kürzlich berichtete, kann auch Borrelia mayonii beim Menschen die Borreliose auslösen. B. mayonii wurde im oberen mittleren Westen der Vereinigten Staaten festgestellt. Die Forscher entdeckten B. mayonii nach Blutuntersuchungen von Patienten in Minnesota, Wisconsin und North Dakota. B. mayonii ähnelt B. burgdorferi, das zunächst Fieber, Kopfschmerzen, Hautausschlag und Nackenschmerzen und später Arthritis verursacht. B. mayonii verursacht zusätzlich Übelkeit, Erbrechen und Hautausschlag.


Prävention

Die Durchseuchung der Zecken mit Borrelien liegt im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Sie schwankt je nach geographischer Region und Jahreszeit. Allerdings ist die Übertragungsrate von der infizierten Zecke auf den Menschen deutlich niedriger als bei FSME. Hintergrund ist die Tatsache, dass bei der Zecke die Borrelien im Darm leben und nach dem Stich zuerst in die Speicheldrüsen einwandern müssen, bevor sie überhaupt auf den Menschen übertragbar sind. Dies dauert bis zu 96 h. Daher ist die frühzeitige Entfernung der Zecken sehr wichtig. Es empfiehlt sich die Entfernung mittels einer Drehbewegung und einer V-förmigen Zeckenkarte (keine Zange, da sonst der Kopf gequetscht wird und es zu einem Injektionsmechanismus kommt). Die Rate an Infektionen ist bei professioneller Zeckenentfernung ca. um den Faktor 100 niedriger als bei falscher Technik mit Abreißen des Kopfes der Zecke.


Diagnostik

Im Stadium des EM erfolgt die Diagnose rein klinisch, zumal eine Serologie oft noch negativ ausfällt. In späteren Stadien ist die serologische Diagnostik zweischrittig: zunächst ein sensitiver ELISA-Suchtest, dann ggf. ein spezifischerer Immunoblot zur Bestätigung. Eine positive Serologie lässt keine sichere Unterscheidung zwischen florider und abgelaufener Infektion zu. Aufgrund dessen und aufgrund der häufig unspezifisch positiven Suchtests sollte eine solche Vorgehensweise nur bei typischer Klinik gewählt werden. Diagnostik in Gelenkergüssen und Liquor mittels PCR ist möglich; eine Testung gefundener Zecken auf Borrelienbefall ist wenig hilfreich.


Behandlung

Eine Antibiotikaprophylaxe durch eine Doxycyclin-Einmaldosis nach Zeckenstich ist möglich und erreicht eine Schutzrate vor EM von 25-98%. Angesichts des niedrigen Erkrankungsrisikos und der häufigen Zeckenstiche ist dies in der Praxis aber zu hinterfragen. Bei eindeutigem EM ist der Einsatz von Doxycyclin über 14 Tage sinnvoll, alternativ steht Amoxicillin zur Verfügung. Wenn diese beiden Substanzen nicht anwendbar sind, kommen Makrolide in Betracht. Für Spätmanifestationen (Neuroborreliose, Arthritis) ist die Effektivität eines Antibiotikaeinsatzes nicht gesichert, empirisch werden 14-28 Tage Doxycyclin oder Ceftriaxon empfohlen.