Japanische Enzephalitis

Japanische Enzephalitis

Aetiologie
Die Japanische Enzephalitis wird durch das Japan-Enzephalitis-Virus (Flavivirus) ausgelöst.

Epidemiologie/Übertragungsrisiko
Die Japanische Enzephalitis kommt alltagsrelevant nur im Süden/Osten von Asien vor. Eine ganzjährige Übertragung wird in Indien, im Süden Chinas und den südöstlichen asiatischen Ländern (Thailand, Philippinen, Malaysia, Indonesien, etc.) beobachtet. Eine saisonale Übertragung in der warmen Jahreszeit findet in der Regel im Osten und Nordosten Chinas, auf der koreanischen Halbinsel und in Japan statt.
Jährlich werden in den Endemiegebieten 35.000 bis 50.000 Fälle mit mehr als 10.000 Toten bekannt. Die meisten Erkrankungsfälle werden aus Indien und China gemeldet. Die Dunkelziffer ist jedoch extrem hoch, weil auch im Erkran¬kungsfall die exakte Diagnose aufgrund aufwändiger Labordiagnostik nur schwer zu stellen ist. Aus Indien und Vietnam wurden in den letzten Jahren auch immer wieder epidemische Ausbrüche der Japanischen Enzephalitis berichtet. Diese Ausbrüche sind nicht vorhersehbar und kündigen sich in keiner Weise vorher an.
Das Übertragungsrisiko ist im ländlichen Bereich wesentlich größer als in den Städten. Für Touristen bzw. Sportler spielt auch der Reisestil eine bedeutende Rolle: je einfacher die Reisebedingungen, desto höher ist die Infektionsgefährdung. Ähnliches gilt auch für die Aufenthaltsdauer. Je länger der Auf¬enthalt im Risikogebiet dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, mit infizierten Stechmücken in Kontakt zu kommen.

Übertragung
Die Übertragung erfolgt vorwiegend über nachtaktive Stechmücken. Als Erregerreservoir dienen Schweine, Vögel und Rinder.  

Infektionsverlauf:
Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 14 Tage.
In den meisten Fällen verläuft die Infektion mild (unter dem Bild eines grippalen Infektes, einer Enteritis oder eines respiratorischen Infektes) oder sogar asymptomatisch.
Bei 1 von 250 Erkrankten kommt es zu einem schweren Verlauf mit einer Meningoenzephalitis, also einer Entzündung von Gehirnhäuten und Gehirn. Die Erkrankung ist mit der FSME vergleichbar, der Verlauf ist jedoch meist wesentlich unangenehmer. Nach einer zwei bis drei Tage dauernden Phase mit uncharakteris¬tischen Allgemeinsymptomen (Grippe-ähnlich) kommt es zu zunehmender Nackensteife, Lichtscheu, Erbre¬chen sowie beträchtlichen Störungen der Bewusstseinslage. Es treten Krämpfe, Lähmungen und auch Bewusstlosigkeit auf. Die Letalität ist bei diesem Verlauf hoch (5–30 %), im höheren Lebensalter sind tödliche Verläufe häufiger. Wird die Erkrankung überlebt, so ist in einem hohen Prozentsatz (bis zu 50 - 85 %) mit schweren neurologischen Ausfallserscheinungen als Folgezustand zu rechnen.

Diagnostik
Bei entsprechender Expositionsanamnese kann die Verdachtsdiagnose aus dem klinischen Bild gestellt werden.
Zur Diagnosesicherung dient ein serologischer Antikörpernachweis (IgM-capture ELISA Test; der Virusnachweis mittels PCR ist hingegen nur in der ersten Krankheitswoche möglich). Im Blutbild präsentiert sich eine Leukozytose. Der Nachweis einer Meningoenzephalitis ist mittels Kernspintomographie möglich. In der Liquoruntersuchung tritt eine lymphozytäre Pleozytose bei normalem Glukosespiegel auf.
Differentialdiagnostisch ist an die zerebrale Malaria, eine bakterielle Meningitis oder andere Virusinfektionen wie Enterovirus 71 zu denken.

Therapie:
Spezifische Medikamente existieren nicht. Die Therapie ist daher symptomatisch. Assoziierte bakterielle Infektionen können antibiotisch behandelt werden.

Prävention - Allgemein:
Vermeidung von Mückenstichen durch Einsatz von Repellents und gegen Insekten imprägnierte Moskitonetze.

Prävention - Impfung:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Impfung nur Asienreisenden, die sich einen Monat oder länger während mückenreicher Jahreszeiten in ländlichen Gebieten aufhalten, wo die Japanische Enzephalitis gehäuft auftritt. Ein erhöhtes Übertragungsrisiko der Japanischen Enzephalitis besteht bei Außenaufenthalten bzw. -aktivitäten während der Abend- und Nachtstunden. Für Freiluft-Sportler, die dementsprechend viel Zeit draußen verbringen und die aufgrund ihrer Sportkleidung/des Schwitzens keinen sicheren Mückenschutz gewährleisten können, sollte generell eine Impfung erwogen werden. Insbesondere, da nach einer Grundimmunisierung (je eine Dosis an den Tagen 0 und 7, sowie eine weitere nach 1 bis 2 Jahren) laut neueren Studien von einem Langzeitschutz von mindestens 14 Jahren ausgegangen werden kann (laut Fachinformation Schutzwirkung von mindestens 10 Jahren). Die 2. Impfung sollte mindestens 7 Tage vor dem Auslandsaufenthalt abgeschlossen sein.
Als Vakzine steht ein Totimpfstoff mit dem Handelsnamen Ixiaro (von Valneva) zur Verfügung). In bis zu 20% der Fälle treten zwar nach der ersten Impfung leichte Lokal- und Allgemeinreaktionen (v. a. Kopf- und Muskelschmerzen) auf, diese sind jedoch in der Regel mild und temporär.
 
Meldepflicht:
Eine explizite Meldepflicht besteht in Deutschland nicht. Die Japanische Enzephalitis ist jedoch als bedrohliche Krankheit meldefähig – Ärzte sollten daher bei einer Diagnosestellung eine Meldung vornehmen.