Mononukleose

Mononukleose

Die Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) ist zwar eine verbreitete Infektionskrankheit, im Leistungssport wird sie dennoch überdiagnostiziert. Das betrifft weniger die akute Erkrankung, die in Erscheinungsbild und Laborkonstellation in der Regel eindeutig ist. Aber die „chronische EBV-Erkrankung“ oder die „Reaktivierung“ der Mononukleose sind Phänomene, die nicht existieren (chronische Erkrankung) bzw. bei einem ansonsten gesunden Leistungssportler eine absolute Rarität darstellen dürften (Reaktivierung). Bei Zuständen eines länger andauernden Leistungsknicks oder Episoden von Schlappheit ohne vorangegangene akute Mononukleose ist daher eine Suchdiagnostik mit EBV-Antikörpern überflüssig.

 

Erreger und Erkrankung im Sport

Die Mononukleose (meist durch Epstein-Barr Virus (EBV) verursacht, manchmal auch durch Zytomegalievirus (CMV) oder andere Erreger) hat ihren Erkrankungsgipfel bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen und stellt damit für Sportler eine wichtige Erkrankung dar. Aufgrund der Epidemiologie ist davon auszugehen, dass 10-25% aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine EBV-Primärinfektion durchmachen von denen etwa 25%-50% zur Mononukleose führen. Im Rahmen einer Mononukleose kommt es zu einer massiven Stimulation der T-zellulären Abwehr gegen EBV. Teilweise sind fast 50% aller T-Zellen nur gegen ein EBV-Epitop gerichtet. Im Zuge dieser Stimulation kommt es zu den typischen Symptomen wie Lymphknotenschwellung, Hepatosplenomegalie und Tonsillitis mit Fieberschüben und starkem Krankheitsgefühl. Asymptomatische Verläufe bei EBV-Primärinfektion sind altersabhängig sehr häufig. Je jünger der Patient, desto geringer fällt die Immunstimulation aus und desto seltener findet man die geschilderten Symptome.

 

Bei einigen Patienten kann es nach einer klinisch relevanten Mononukleose – nicht jedoch nach einer asymptomatischen EBV-Primärinfektion (!!) - zu einer länger anhaltenden postinfektiösen Müdigkeit und Leistungseinschränkung kommen, möglicherweise auch zu depressiven Verstimmungen. Früher wurde vermutet, dass eine EBV-Reaktivierung für derartige Symptome verantwortlich sein könnte. Eine EBV-Reaktivierung führt aber nicht mehr zu einer Immunstimulation, weil der Erreger dem Körper bereits bekannt ist. Insofern sind Symptome nicht zu erwarten (Ausnahme: Der Patient leidet an einer schweren Immunsuppression, die mit dem Leistungssport in der Regel nicht vereinbar ist). Daher ist nur eine Primärinfektion im Zusammenhang des Leistungssports relevant und diese auch nur, wenn gleichzeitig eine Klinik vorliegt (Mononukleose). Von einzelnen Sportlern wird berichtet, dass eine Mononukleose zu einer längeren Leistungseinschränkung und zu einem Karriereknick führte (postinfektiöses Müdigkeitssyndrom). Dies ist weder eine Reaktivierung, noch eine Reinfektion, noch eine chronische Infektion, sondern möglicherweise eine überdauernde postinfektiöse Symptomatik aufgrund der außergewöhnlich starken Immunstimulation durch EBV. Eine Antikörperdiagnostik ist in solchen Fällen nicht angezeigt.

 

Diagnostik

 

Eine im Differentialblutbild dokumentierte Monozytose dient nur der Verdachtsschöpfung, ist aber nicht beweisend für eine EBV-Primärinfektion. Diese kann am besten serologisch diagnostiziert werden. Es gibt verschiedene Konzepte: Am häufigsten werden Antikörpertests gegen Viruskapsidantigen (VCA) -IgG und -IgM mit Tests gegen EBV-nukleäres Antigen 1 (EBNA1) kombiniert. Ein positiver VCA-IgG Nachweis bei gleichzeitig negativem EBNA1-IgG ist verdächtig auf eine Primärinfektion. Ein positives EBNA-1-IgG schließt eine EBV-Primärinfektion und damit eine Mononukleose aus. Der Mononukleose-Schnelltest (Test auf heterophile Antikörper) ist der EBV-spezifischen Diagnostik deutlich unterlegen und deswegen im Sport obsolet. Die PCR ist zur Diagnostik der Primärinfektion ebenso ungeeignet.

 

Behandlung

Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch; eine Indikation für antivirale Medikamente besteht nicht. Beim Einsatz von Amoxicillin und Ampicillin tritt überzufällig häufig ein generalisiertes Exanthem auf, das häufig als Penicillinallergie missgedeutet wird. Es handelt sich nicht um eine Allergie, sondern um ein Arzneimittelexanthem.