Cholera

Cholera

Definition
Vibrionen-Infektionen werden von gramnegative Bakterien (fakultativ anaerobe, gekrümmte Stäbchen) der Gattung Vibrio ausgelöst. Die meisten Arten leben in Süß- oder Meerwasser. Humanpathogen sind neben dem bekannten Choleraerreger Vibrio cholerae auch Vibrio parahaemolyticus und Vibrio vulnificus, die beide in warmem Salzwasser vorkommen und auch Darminfektionen auslösen können. Aufgrund ihrer weltweiten Bedeutung bezieht sich der folgende Text jedoch speziell auf Cholera-Infektionen.

Epidemiologie
Cholera, ausgelöst durch Vibrio cholerae, ist die wohl bekannteste Vibrionen-Infektion. Nach WHO-Schätzungen erkranken weltweit jährlich zwischen 1,4 bis 4,3 Millionen Menschen an Cholera – zwischen 28.000 und 142.000 sterben an den Folgen der Erkrankung. Cholera-Ausbrüche werden weltweit in vielen Ländern beobachtet – 2014 traten 55 % aller gemeldeten Fälle in Afrika auf, 30 % in Asien und 15 % in Lateinamerika. Genauere Informationen über eine mögliche Choleragefahr und -epidemiologie finden sich ggf. unter den entsprechenden Länderseiten dieser Webseite. Betroffen sind in erster Linie die einheimische Bevölkerung bzw. diejenigen, die unter mangelhaften hygienischen Verhältnissen ohne angemessene sanitäre Einrichtungen leben. Die Wahrscheinlichkeit eines Reisenden, an Cholera zu erkranken, ist hingegen sehr gering. Unter den Rückreisenden wurden in Deutschland zuletzt weniger als 5 Fälle pro Jahr registriert.

Risikogruppen
Besonders gefährdet sind ältere und abwehrgeschwächte Menschen mit chronischen Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, HIV/AIDS, Tumor- und Bluterkrankungen, chronischer Alkoholabusus, angeborene Immunschwäche).. 

Übertragung
Die Übertragung erfolgt meistens über kontaminiertes Trinkwasser, aber auch über verunreinigte Lebensmittel (u.a. Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte).

Infektionsverlauf
Bei Choleraausbrüchen fällt die Inkubationszeit mit nur zwei Stunden bis fünf Tagen in der Regel meistens sehr kurz aus.
Bei rund 80 % aller Infizierten treten keine Beschwerden auf. Sie können jedoch die Bakterien durch ihren Stuhl rund 10 Tage lang ausscheiden. Von den 20 % der Infizierten, bei denen Symptome auftreten, sind diese zu 80 % nur mild bis mittelstark ausgeprägt. Die übrigen Erkrankten – oft Kinder oder vorerkrankte Erwachsene – entwickeln schwere Diarrhoen mit potentiell lebensgefährlichen Folgen. Dabei treten stark wässrige, nicht blutige Durchfälle (sog. Reiswasserstuhl) auf, die zu einem massiven Flüssigkeits- und Elektrolytverlust führen. Der Flüssigkeitsverlust kann dadurch bis zu 1 Liter pro Stunde betragen und so innerhalb von wenigen Stunden zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufversagen bzw. zum Tod führen.

Therapie
Entscheidend ist ein rechtzeitiger, gezielter Flüssigkeits- und Elektrolytersatz. Bei schweren Verläufen ist ein Antibiotikum vom Fluorchinolontyp empfehlenswert. Alternativ zu Fluorchinolonen empfiehlt das Robert-Koch-Institut auch den Einsatz von Cotrimoxazol oder Tetracyclinen. Antibiotika generell wirken bei Cholera jedoch nur unterstützend und verkürzen die Infektiosität, der Krankheitsverlauf an sich wird nur in Ausnahmefällen verkürzt.

Prävention
Generell sind sorgfältige Hygienemaßnahmen zu beachten. Diese Schutzmaßnahmen dienen nicht nur den Cholera-Erregern sondern auch anderen, häufiger auftretenden Magen-Darm-Infektionen.
Wichtigste Präventionsmaßnahmen sind die Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene. Zur Vermeidung von Lebensmittelinfektionen ist es erforderlich, nur vollständig durchgegarte Meerestiere zu verspeisen. Auf den Verzehr von rohen oder unvollständig gegarten Meerestieren sollte verzichtet werden – beispielsweise auf das Essen von Austern am Golf von Mexiko.
Eine Cholera-Impfung ist für Reisende in Gebiete mit aktuellen Ausbrüchen oder generellem Infektionsrisiko empfehlenswert. Aufgrund einer Ähnlichkeit der Gifte von Cholerabakterien und sog. ETECs (enterotoxische E. coli, häufiger Erreger des Reisedurchfalls) verleiht die Impfung einen eingeschränkten Schutz auch gegen ETECs - diese Schutzwirkung errechnet sich nach bisheriger Datenlage jedoch auf unter 30 %.

Meldepflicht:
In Deutschland besteht eine Meldepflicht für Infektionen mit Vibrio cholerae.