Indien

Indien

Hilfe in Notfällen:
Deutsche Botschaft: No. 6/5OG, Shanti Path, Chanakyapuri, New Delhi, Tel.: (0091 11) 44 19 91 99.
Regionalarzt an der Deutschen Botschaft: No. 6/5OG, Shanti Path, Chanakyapuri, New Delhi, Tel.: (0091 11) 44 19 91 99, App. 291
Handy: (0091 98) 71 39 13 33.

Besondere Infektionsrisiken:
Oral: Darminfektionen, Hepatitis A, Hepatitis E, Cholera
Arthropod: Dengue-Fieber, Japanische Enzephalitis, Chikungunya, West-Nil-Virus
Aerogen: Meningokokken-Meningitis, Tuberkulose
Weitere: Tollwut, Hepatitis B und C, Venerische Infektionen

Impfvorschriften:
Keine direkten Impfvorschriften.
Bei Einreise aus allen Ländern mit endemischen Gebieten gilt jedoch eine Gelbfieber-Impfvorschrift (ausgenommen Kinder unter 6 Monate).
Eine Impfung gegen Polio ist bei Einreise aus Ländern, in denen ein Infektionsrisiko besteht (Afghanistan, Nigeria, Äthiopien, Kenia, Somalia, Syrien), vorgeschrieben. Die Impfung muss spätestens 4 Wochen vor Einreise erfolgen. Transitreisende sind von der Regelung ausgenommen.
 
Impfempfehlungen:
Als Impfempfehlungen für alle gelten die Standardimpfungen + Hepatitis A (weitere Informationen unter Impfungen).
Kinder/Jugendliche: Haemophilus influenzae Typ b, Hepatitis B, Rotaviren, Varizellen, Meningokokken ACWY, Meningokokken B, HPV.
Ab 60. Lj./chron. Kranke: Pneumokokken, Herpes zoster.

Verfügbare Tollwutimpfstoffe:
Moderne Tollwutimpfstoffe und Immunglobuline sind zumindest in einigen Großstädten erhältlich. In ländlichen Gebieten ist die Versorgung nicht gesichert. Indien hat nach Schätzungen der WHO mit 30.000 Todesfällen jährlich die höchsten Inzidenzen. Eine komplette Grundimmunisierung mit 3 Injektionen sollte bei vorhersehbarem Risiko vor der Einreise durchgeführt werden. 

Chikungunya:
2018 wurden landesweit bisher rund 50.000 Verdachtsfälle registriert, 8.500 Infektionen wurden bestätigt. Am stärksten betroffen sind die Bundesstaaten Karnataka, Maharashtra und Gujarat. 2016 waren die Fallzahlen seit 2010 erstmals wieder gestiegen, es wurden landesweit 65.000 Fälle gemeldet. Schutz vor tagaktiven Überträgermücken (Aedes-Arten) beachten. Weitere Informationen unter Chikungunya

Ciguatera:
Anfang Oktober 2016 sind in Mangaluru (Bundesstaat Karnataka) ca. 100 Personen an einer Fischvergiftung durch das sog. Cigua toxin erkrankt. Es ist der erste Vorfall dieser Art in Indien. Ciguatera wird durch das von Dinoflagellaten produzierte, neurotoxische und hitzestabile Ciguatoxin verursacht. In tropischen Korallenriffen reichert sich das Gift in der Nahrungskette an und erreicht schließlich relevante Konzentrationen in großen Raubfischen wie Barracudas. Die Vergiftung verursacht schwere Allgemeinsymptome, ist jedoch nur in Ausnahmefällen tödlich.

Darminfektionen:
Risiko für Durchfallerkrankungen landesweit. Mit Cholera ist regional zu rechnen (Weitere Informationen unter Cholera). Die oral übertragenen Formen der Hepatitis sind in ganz Indien endemisch. Auch Typhus und Paratyphus kommen im ganzen Land vor. Milzbrand tritt sowohl in der kutanen wie in der intestinalen Form immer wieder bei Einheimischen auf. Seit 2012 gilt Indien als poliofrei. Hygiene und Impfschutz beachten.

Dengue-Fieber:
2018 wurden rund 90.000 Infektionen mit ca. 150 Todesfällen verzeichnet. Die meisten Infektionen wurden in den Bundesstaaten Punjab und Maharashtra gemeldet. Damit waren die Fallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren wieder rückläufig. 2016 und 2017 sind landesweit über 150.000 Menschen erkrankt, es gab vereinzelte Todesfälle. Die Gesundheitsbehörden der Region haben den freien Verkauf von nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSAID) ohne Rezept für die Zeit der Dengue-Saison verboten. Wirkstoffe dieser Gruppe können die Gefahr eines hämorrhagischen Verlaufs bei Dengue-Patienten erhöhen. Weitere Informationen unter Dengue-Fieber.

Enzephalitis:
Jährlich erkranken ca. 1.000 bis 2.000 Menschen landesweit an Japanischer Enzephalitis (JE). Die meisten Infektionen wurden zuletzt aus Assam (NO), West Bengal (NO) und Uttar Pradesh (N) gemeldet. Es gibt hunderte Todesfälle pro Jahr. Weitere Informationen unter Japanische Enzephalitis.
Im Durchschnitt rund 7.000 bis 10.000 Fälle des Akuten Enzephalitis Syndroms (AES) werden landesweit jährlich vom indischen Gesundheitsministerium registriert, ca. 20 Prozent der Infektionen enden tödlich. Expositionsprophylaxe und evtl. Impfung durchführen!

Hepatitis A & E:
In Shimla (Bundesstaat Himachal Pradesh) sind die Fallzahlen seit Ende Dezember 2015 stark angestiegen. Etwa 15.000 Menschen sind erkrankt, alle zeigten Symptome von Ikterus. Es gab einzelne Todesfälle. Als Ursache konnte mit Hepatitis-E- und Hepatitis-A-Viren kontaminiertes Trinkwasser bestätigt werden. Auch im benachbarten Bundesstaat Jammu und Kashmir wurden 2016 vermehrt Hepatitis E-Fälle gemeldet. Gefährdet für schwere Verläufe sind besonders Schwangere. Hygiene sorgfältig beachten.

Krim-Kongo hämorrhagisches Fieber (CCHF):
2016 wurden Einzelfälle gemeldet. Die von Zecken übertragene Viruserkrankung ist durch akut einsetzende grippeähnliche Symptome wie Fieber, Erschöpfung und später hinzutretende Blutungsneigung charakterisiert. Erregerreservoir sind pflanzenfressende Wild- und Haustiere. Menschliche Infektionen sind relativ selten und treten meistens bei Farmern, Schlachtern und Menschen auf, die Kontakt mit infektiösem Fleisch hatten. Darüber hinaus kann es zu einer nosokomialen Übertragung von Mensch zu Mensch kommen.

Kyasanur Forest Disease:
Seit Anfang 2018 wurden im Distrikt Sindhudurg im Bundesstaat Maharashtra (W) über 60 Erkrankungen und ganz vereinzelte Todesfälle verzeichnet. Im Bundesstaat Goa (W) sind seit Anfang des Jahres 50 Menschen erkrankt, die meisten davon im Distrikt Sattari. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt überwiegend durch den Biss der Zeckennymphen. In der Regel gehen einem Ausbruch eine längere Trockenperiode und ein örtliches Affensterben voraus, weshalb die Erkrankung in der Region auch „monkey fever“ genannt wird. Die Endemizität des zu den Flaviviren gehörenden Erregers ist auf SW-Indien und NO-Pakistan beschränkt. Reservoire sind Nagetiere und Affen. Die Klinik kann sich durch hämorrhagische und zentralnervöse Verläufe verkomplizieren. Schutz vor Zecken beachten.

Leptospirose:
Im Bundesstaat Maharashtra sind die Fallzahlen im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um das 6-fache angestiegen. Allein im Juni wurden 30 Infektionen registriert. In Chennai (Bundesstaat Tamil Nadu) kam es 2016 (ca. 70 Infektionen) zu einer Verdoppelung der Fallzahlen im Vergleich zu 2015. In den Sommer- und Frühherbstmonaten 2016 sind in Mumbai mindestens 50 Menschen erkrankt und einzelne verstorben. Leptospiren gelangen über den Urin infizierter Säugetiere (Ratten, Hunde) in die Umwelt. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch den direkten oder indirekten Kontakt mit dem Urin über kleine Hautverletzungen oder Schleimhäute. Häufig erfolgt die Übertragung aber auch über Wasser, das mit Tierurin kontaminiert ist, was die Wassersportler betrifft. In einem feuchten Milieu (Wasser, Schlamm) können die Leptospiren lange in der Umwelt überleben. Eine Aufklärung des Reisenden über den perkutanen Infektionsweg ist sinnvoll. Entsprechende Kontakte sind zu meiden. 

Malaria:
Jährlich werden rund 400.000 (2018) bis 1,1 Millionen (2015) Infektionen registriert. Besonders betroffen sind die benachbarten Bundesstaaten Orissa und Chhattisgarh. Für diese im Nordosten des Landes gelegenen Bundesstaaten sollte für Reisende je nach Risikoprofil ggf. eine Chemoprophylaxe erwogen werden. In Indien ist auch in Städten eine gute Expositionsprophylaxe besonders wichtig, da sich die Überträgermücke an die städtischen Brutbedingungen in weniger sauberem Wasser angepasst hat. Für Reisende ist Indien – nach den Hochrisikoregionen in Afrika – das Land mit dem höchsten Infektionsrisiko, besonders in der Monsunzeit. Bezogen auf Südostasien werden 70  Prozent der Malariafälle aus Indien gemeldet. Sehr guter Mückenschutz ist daher immer zu beachten, die Mitnahme einer Notfallmedikation (standby-Therapie) in der Regel sinnvoll und je nach Ausbruchslage auch eine Chemoprophylaxe zu diskutieren. Weitere Informationen unter Malaria.

Milzbrand:
Seit April 2016 sind im Rayagada und Koraput Distrikt (Bundesstaat Orissa, O), im Simdega Distrikt (Jharkhand, NO) und Distrikt Visakhapatnam (Bundesstaat Andhra Pradesh) einzelne Infektionen und Todesfälle aufgetreten. Infektionsquelle war in allen Fällen Fleisch eines infizierten Tieres. Milzbrand kann zu bösartigen Geschwüren an Haut oder Darm mit schweren Allgemeinerscheinungen führen. Vorsicht beim Umgang mit kranken oder verendeten Tieren, Hygiene beachten, Fleisch zum Verzehr muss ausreichend gegart sein.

Polio-Impfvorschrift:
Um das Risiko eines Reimportes der Polio zu verringern hat die Regierung Indiens eine Impfvorschrift erlassen. Seit dem 1. März 2014 müssen alle Reisenden bei Einreise aus Endemiegebieten (Afghanistan, Nigeria und Pakistan), sowie aus Ländern, in denen das Virus nach Import wieder zirkuliert (Äthiopien, Kenia, Somalia und Syrien), eine orale Polio-Impfung (OPV) nachweisen. Indische Staatsbürger, die in ein Land mit Infektionsrisiko reisen, benötigen ebenfalls eine gültige Impfung. Die Impfung muss spätestens 4 Wochen vor Einreise erfolgen und ist für ein Jahr gültig. Die Regelung gilt nicht für Ausländer aus Regionen ohne Poliorisiko, die in den o.g. Ländern leben und von dort nach Indien reisen. Transitreisende sind ebenfalls von der Regelung ausgenommen.

Tollwut:
Indien gehört weltweit zu den Ländern mit den höchsten Fallzahlen bei Tieren und Menschen. Hauptüberträger ist der (streunende) Hund. Betroffen sind auch die Großstädte. Die Vakzinierung der Hundepopulation stößt in Indien auf logistische Probleme. Impfstoffe mit geringerer Wirkdauer, das Fehlen ununterbrochener Kühlketten (vor allem auf dem Land) und nicht zuletzt die ablehnende Haltung vieler Bevölkerungsgruppen gegenüber der Impfung (65 % der Hunde sind Haustiere) seien erwähnt. Das Tollwutrisiko sollte immer Bestandteil reisemedizinischer Beratung sein, auch im Hinblick auf den Mangel an geeigneten Impfstoffen und Immunglobulin. Entsprechend weit ist die Indikation für eine prophylaktische Impfung zu stellen. Weitere Informationen unter Tollwut.

Tsutsugamushi-Fieber:
Im Bundesstaat Himachal Pradesh ganz im Norden des Landes sind bei einem Ausbruch im September und Oktober 2016 mehr als 700 Menschen erkrankt, 20 Personen verstarben. Die Übertragung des Erregers auf den Menschen erfolgt über den Stich von Milben. Diese sitzen meist auf Sträuchern, d. h. die Gefährdung ist hoch bei Aktivitäten in der Natur. Klinisch findet sich eine typische schwärzliche Hautläsion (Eschar) sowie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, ein Exanthem kann auftreten. Eine frühe Behandlung (mit Doxycyclin) ist notwendig, um das Auftreten von Komplikationen (und Todesfällen) zu verhindern. Langärmelige Kleidung bei Outdoor-Aktivitäten tragen und Sitzen auf dem Boden vermeiden.