Arbeiterwohl

Organ des Verbandes katholischer Industrieller und Arbeiterfreunde

Geschichte

Gründung

Am 20. Mai 1880 wurde Franz Brandts zum Vorsitzenden des „Verbands katholischer Industrieller und Arbeiterfreunde“, kurz „Arbeiterwohl“, in Aachen gewählt. Der Schwerpunkt der Verbandsarbeit war die Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes. Franz Hitze, welcher sich bereits seit seiner Studienzeit mit der sozialen Frage befasste, wurde zum Sekretär des Verbandes. Unter der Leitung von Franz Hitze wurde ab Januar 1881 bis 1904 die Zeitschrift „Arbeiterwohl“ zum Organ des Verbandes. Durch diese Arbeit wurde der Verband die Urzelle des 1890 gegründeten Volksvereins für das katholische Deutschland, an dessen Spitze Brandts als gründungsvorsitzender war.[1]  

Franz Hitze

Franz Hitze wurde am 16.03.1851 im Sauerland geboren und starb am 20.07.1921 in Bad Nauheim. Er befasste sich von 1872-1877 mit philosophisch-theologische Studien in Würzburg und mit sozialen Problemen. 1878 wurde Hitze in Paderborn zum Priester geweiht. Anschließend setzte er sein Studium am Campo Santo in Rom fort. Er lernte im Herbst 1880 den Verband katholischer Arbeitgeber und Arbeiterfreunde „Arbeiterwohl“ kennen, nachdem er von Rom nach Mönchengladbach berufen wurde und wurde zum Generalsekretär des Verbandes ernannt.[2]

 

Themen

Die Zeitschrift befasste sich mit Fragen der betrieblichen und staatlichen Sozialpolitik, Arbeiterversicherung, Arbeiterschutz und Anregungen zur katholischen Arbeitervereins- oder Caritasbewegung. Außerdem beinhaltete sie die Vorstellung des Arbeitervorstandes sowie seine Hauptfunktion, welche die Einhaltung der Bestimmungen der Fabrikordnung zu überwachen und die sittliche Erziehung der Arbeiter als zentrales Motiv des Fabrikverfassung waren.[3]

Sparsamkeit

Im Jahrgang 1883 veröffentlichte Franz Hitze zwei Artikel über das Thema Sparsamkeit des Arbeiters in der Zeitschrift „Arbeiterwohl“. Hierbei handelte es sich um einen eher grundsätzlichen und einen eher praktischen Hinweis bzgl. Sparsamkeit. Hitze zeigte mit diesen Artikeln die Möglichkeiten, aber auch gleichzeitig die Grenzen der Sparsamkeit des Arbeiters auf. Er stellte die den jeweiligen Bedürfnissen und Verhältnissen entsprechende Verwendung des Arbeitslohns als eines der wichtigsten Mittel zur moralischen Stärkung des Arbeiterstandes dar.  Allerdings klärte er auch über eine Beschränkung der Sparmöglichkeiten von Arbeiter auf, die eine große Familie haben, in der sie Alleinversorger sind.[4]

Streik

Im Jahrgang 1886 nahm Hitze in der Zeitschrift „Arbeiterwohl“ Stellung zum Arbeitskampfmittel des Streiks. Er erkannte, trotz dass diese Arbeitseinstellungen den Zielen und Zwecken der katholischen Arbeitervereine nicht entsprachen, den Streik als gesetzliches Mittel zur günstigeren Gestaltung des Arbeitsvertrages. Durch diesen Artikel wollte er erreichen, dass die Arbeiter, welche aus diesem Zweck streikten, nicht aus den Vereinen ausgeschlossen werden. Drei Jahre später veröffentlichte Franz Hitze einen Aufsatz, in dem er die Gewerk- und Fachvereine sowie das Mittel des Streiks als „gesetzlich zulässige, berechtigte“ Instrumentarien legitimierte. So wollte er sich für bessere Arbeitsbedingungen wie Lohnerhöhung oder Arbeitszeitverkürzung einsetzen.[5]

 


[1] Lingen, Markus: Franz Brandts, in: Geschichte der CDU: www.kas.de/de/web/geschichte-der-cdu/personen/biogramm-detail/-/content/franz-brandts-v1 [zuletzt eigesehen am 20.10.20].

[2] Stegmann, Franz Josef, "Hitze, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 272 f. [Online-Version]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118705288.html [zuletzt eingesehen am 25.10.20].

[3]Gabriel, Karl/ Große Kracht, Hermann-Josef (Hrsg): Franz Hitze (1851-1921), in: Sozialpolitik und Sozialreform. „Beginnen wir einmal praktisch…“, 2006, S. 91ff.

[4] Gabriel, Karl/ Große Kracht, Hermann-Josef (Hrsg): Franz Hitze (1851-1921), in: Sozialpolitik und Sozialreform. „Beginnen wir einmal praktisch…“, 2006, S. 97f.

[5] Gabriel, Karl/ Große Kracht, Hermann-Josef (Hrsg): Franz Hitze (1851-1921), in: Sozialpolitik und Sozialreform. „Beginnen wir einmal praktisch…“, 2006, S. 103f.