Vorstellung ausgewählter Inhalte

Das Gedicht „Gott so fern, so nah“ befindet sich auf Seite 44 im zweiten Heft des 22. Jahrgangs. Dieses Heft ist im Oktober 1898 erschienen.

„Ich fühlte mich von Gott so leer
Und ging zu suchen ihn umher;“

Bereits die ersten Verse offenbaren das Thema des Gedichtes. Ein gläubiger Mensch fühlt sich von Gott verlassen und macht sich auf die Suche nach ihm. Auf seinem Weg befragt er die Erde, das Meer und den Himmel, ob in ihnen Gott zu finden sei. Allerdings lehnen alle mit zornigen Worten ab. Hinsichtlich der Adressaten der Zeitschrift könnten sich gerade Waisen oftmals fragen, ob Gott ihnen beisteht, da sie durch den Verlust ihrer Eltern viel Leid erfahren haben.

„Wenn Himmelsdom, wenn Welt und See
Ihn nicht umschließt, wer faßt ihn je?"

Die Unfassbarkeit Gottes für den Menschen wird hier herausgestellt, denn die Erde, das Wasser und der Himmel wurden von Gott erschaffen. Jedoch können auch sie dem lyrischen Ich nur indirekt bei der Suche nach Gott helfen.

„Schon war ich aller Hoffnung bar
Und schloß mich sinnend ein,
Da ward ich plötzlich Gott gewahr
Im tiefsten Herzensschrein.“

Diese Textstelle zeigt, dass es nicht nötig ist, nach Gott zu suchen, da er sich den Menschen nur zeigt, wenn sie an ihn glauben und ihm vertrauen.

„Nun hab‘ ich Gott in mir und weiß:
Kein Ding ist uns so nah.“

Durch den Weg, den das lyrische Ich auf seiner Suche nach Gott gegangen ist, wurde es sich über die Nähe Gottes, die zu jeder Zeit gegeben ist, bewusst.
(vgl. babel.hathitrust.org/cgi/pt)

Im letzten Heft des 12. Jahrgangs befinden sich auf Seite 412 Lebensregeln, die den Lesern helfen sollen, ein ausgeglichenes Leben zu führen. Diese Regeln sind im Imperativ und jeweils antithetisch formuliert. So werden den Lesern beide Extreme vor Augen geführt. An ihnen können sich Waisen gut orientieren, da sie möglicherweise keinen Menschen in ihrem Leben haben, der sie auf ein gutes Leben und den Umgang mit anderen Personen vorbereitet.

„In deinen Kenntnissen gleiche dem Meere, sei tief; sei aber nicht wie das Meer, so leicht aufbrausend.“

Mit diesen Versen soll den Jugendlichen gezeigt werden, dass sie ihr Wissen ständig erweitern müssen. Die Tiefe des Meeres wird hier als Metapher genutzt, damit die Leser sich die Aussage bildlich besser vorstellen können. Im zweiten Teilsatz wird das vorher positiv gezeigte Meer aber eher negative dargestellt. Die in ihm herrschende Unruhe soll vermieden werden. Für Jugendliche bedeutet dies, dass sie nicht so schnell böse werden und sich um eine ruhige Atmosphäre bemühen sollen.

Die letzten Verse der Richtlinien lauten:

„So Du nun diese Regeln befolgst, mein Kind, wirst Du in Ansehen und Achtung bei Jedermann steigen.“

Diese Verse verdeutlichen den Lesern wozu die aufgeführten Regeln dienen und was durch sie erreicht werden kann. Der respektvolle Umgang mit Menschen steht im Vordergrund, da sich die Jugendlichen hierdurch auch Respekt von ihren Mitmenschen verschaffen können. Die Regeln geben den Jugendlichen Halt, denn durch sie sehen die Leserinnen und Leser ein Beispiel für den richtigen Lebensweg.
(vgl. babel.hathitrust.org/cgi/pt)

Dieser Text wurde in der Ausgabe von September 1900 veröffentlicht und beleuchtet die Erstkommunion von Waisen, die in einem Waisenhaus leben. Er ist sehr emotional geschrieben, sodass die Leser einen guten Einblick in die Gefühlslage der Kinder an diesem besonderen Tag bekommen. Es wird hervorgehoben, dass die Waisen sehr glücklich und dankbar sind, die Kommunion nun empfangen zu dürfen. Der Text beschäftigt sich aber auch mit dem Leid der Kinder, denn sie haben ihre Familie verloren. Auch wenn sich ihre Pflegerinnen liebevoll um sie kümmern, können sie die Liebe, die ein Kind zu seiner Familie empfindet, nicht ersetzen.

„Meine lieben Leser und Leserinnen des „Jugendfreundes“, denen der liebe Gott theure Eltern schenkte, die für Euch sorgen und Euch pflegen, dankt Ihm doch täglich für dieses unschätzbare Glück.“

Mit diesen Zeilen macht der Autor seine Leserinnen und Leser darauf aufmerksam, dass es nicht selbstverständlich ist, sein Leben mit der eigenen Familie verbringen zu dürfen. Im folgenden Satz fordert er sie daher auf, ihre Eltern glücklich zu machen und für sie, aber auch für die Waisen, zu beten.
(Vgl. babel.hathitrust.org/cgi/pt)