Geschichte

Entstehung

Die Situation in Deutschland in der 1. Hälfte des 19. Jahrhundert basierte hauptsächlich auf dem Wiener Kongress von 1815. Dieser beschloss eine territoriale und politische Neuordnung Europas. Der Deutsche Bund wurde gebildet. 1817 feierten Studierende auf dem Wartburgfest die Jahrestage der Völkerschlacht und des Thesenanschlags Luthers. Sie forderten unter anderem ein geeintes Deutschland. Auf die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue folgten 1819 die Karlsbader Beschlüsse. 15 Jahre nach der Bildung des Deutschen Bunde traten nach der Julirevolution in Frankreich auch in Deutschland eine Vielzahl revolutionärer Ereignisse auf. 1832 fand auf dem Schloss Hambach das erste gr0ße deutsche Nationalfest statt. 2 Jahre später wurde unter der Führung Preußens der Deutsche Zollverein gegründet. Zum Erhalten einer Übersicht über die Geschehnisse in Deutschland im 19. Jahrhundert ist die online zur Verfügung stehende Zeittafel des Klett-Verlags zu empfehlen.

Die revolutionären Ereignisse in Deutschland begünstigten auch das Aufkommen der katholischen Bewegung. Die katholische Kulturbewegung startete in kleine Zentren. Unter anderem startete sie um Joseph Görres und Franz von Bader in München. Geprägt wurde diese Bewegung durch die Romantiker. Unter dem Einfluss Schlegels, Müllers, Hallers und Sailers entstand eine politisch soziale Romantik. Sailer, der an der Landshuter Universität unter anderem den bayrischen Kronprinzen Ludwig lehrte, beeinflusste darüber hinaus stark die Landshuter Romantik. Mit der Thronbesteigung Ludwigs I. und der Verlegung der Landshuter Universität nach München mündete diese in die Münchener Romantik. Für die katholische Restauration hatten die Ereignisse der Thronbesteigung und der Verlegung der Universität eine hohe Bedeutung. Der Schüler Sailer, Franz von Baader, unternahm fortan alles, um in München das Zentrum katholischen Lebens zu errichten. Vor allem durch dessen Initiative wurde eine Reihe der katholischen Bewegung nahestehende Männer an der Universität eingestellt. Joseph Görres erhielten 1827 den Lehrstuhl für allgemeine Geschichte. Diese und weitere Männer trafen sich darüber hinaus im „Eos-Kreis“. Dieser wird aufgrund seines Organes, der Zeitschrift „Eos“, derart bezeichnet. Der Görres-Kreis hatte dementsprechend hier sein erstes Organ. Die Zeitschrift war eine kämpferische, konservative und katholische Zeitschrift. Diese und der Kreis gerieten daurch in einen Disput mit der liberalen bayrischen Regierung. Aufgrund dieser Auseinandersetzung zog sich der Kreis um Görres von dem Blatt zurück. Mit Blick auf die „Kölner Ereignisse“ im Jahr 1837 zeigt sich deutlich, dass eine geeignete Presse für das Vertreten katholische Positionen in Deutschland nicht vorhanden war. Die Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche fanden in diesem Jahr ihren Höhepunkt in der Verhaftung des Erzbischofes von Köln Clemens August Droste zu Vischering. Diese Geschehnisse um diese Inhaftierung durch die preußische Regierung stärkten das Selbstvertrauen der Katholiken in Deutschland enorm. Die katholische Bewegung ging dadurch aus der Defensive heraus und mehr und mehr in die Offensive. Indirekt hatten diese Ereignisse zur Folge, dass sich die Publizisten Karl Ernst Jarcke und Georg Phillips, die dem Kreis um Görres nahestanden, vom „Berliner Politischen Wochenblatt“ trennten. Dieses wurde bis dato von Katholiken und Protestanten herausgegeben und war um Neutralität bemüht. In Bezug auf die Verhaftung stellte sich das Blatt allerdings hinter Preußen. Aufgrund dieser Entscheidung trennten sich Jarcke und Phillips von dem Blatt und wurden frei für die Arbeit bei der katholischen Presse.  

Mittlerweile besaß der Görres-Kreis sechs Jahre lang kein Organ. 1838 gründeten sie in Anbetracht dieser Tatsache die Historisch-politischen Blätter. Sowohl der Mitarbeiterstab als auch die Anschauungen in der Staats- und Kirchenpolitik deckten sich mit ihrem Engagement bei der Zeitschrift „Eos“. Der eigentliche Initiator der Zeitschrift lässt sich nicht sicher feststellen. Ohne Zweifel ist allerdings der enorme Anteil des Joseph Görres an der Gründung. Sein renommierter Name sicherte Aufmerksamkeit für die Zeitschrift. Darüber hinaus leitete er mit seinem Beitrag zur Situation in der Welt das erste Heft der Blätter ein. Nicht zuletzt war er auch in den Folgejahren regelmäßig mit gewichtigen Veröffentlichungen in der Zeitschrift vertreten. Als Standort für die Zeitschrift wurde München gewählt. Hauptgrund hierfür war, dass die Zensur in Bayern nicht so streng wie in anderen Staaten gehandhabt wurde. Darüber hinaus wurden in diesem Staat katholische Interessen am meisten geduldet. Herausgeberschaft und Redaktion übernahmen Guido Görres und Phillips. Joseph Görres und Phillips wurden zu den bedeutendsten Mitarbeitern. Die Beiträge Jarckes, vor allem dessen Zeitläufe, bestimmen über Jahre die politische Position der Blätter. Das erste Heft erschien am 1. April 1838 und wurde genutzt, um die Ziele darzulegen. Fortan erschienen die Blätter alle 2 Wochen und hatten 60 bis 70 Seiten. Ein Dutzend Hefte wurden immer zu einem Band zusammengefasst. Vertrieben wurde die Zeitschrift in München von dem Buchdrucker Gießer. Außerhalb Münchens erfolgte der Vertrieb über Post und Handel. Die Zeitung hatte eine Auflage zwischen 1 000 und 2 000 Heften. Zielgruppe waren gebildete Katholiken aus Deutschland und Österreich. Die Zeitschrift fand allerdings auch im Ausland Beachtung.

 

Hochzeit

Die Herausgeberschaft und die Redaktion übernahmen bis 1852 Guido Görres und Phillips. Weil Görres sich vorrangig mit der Poesie und Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte befasste, übernahm vor allem Phillips die Redaktionsarbeit. Dieser gehörte zum konservativen und stark kurialistischen Flügel des Görres-Kreises. Er verfasste vor allem Beiträge zur Rechtsgeschichte und dem kanonischen Recht. Jarcke bestimmte seinerseits die staatstheoretische und politische Linie der Zeitschrift. Seine Beiträge haben eine aggressiven sowie polemischen Ton und attackieren andere Religionen und Konfessionen. Als Anhänger Hallers warb er für einen Staat mit Ständegesellschaft und kritisierte den Konstitutionalismus, die Volkssouveränität und die Volksvertretung. Anders als bei Haller, führt Jarcke die Staatsbildung direkt auf Gott zurück. Die erste Dekade der „Gelben Hefte“ ist geprägt von derartigen Auseinandersetzungen mit den Positionen Hallers. Innerhalb des Mitarbeiterstabes der Zeitschrift arbeiteten auch weniger extreme Menschen. Allerdings konnten sich diese nicht durchsetzen. Die divergierenden Strömungen innerhalb des Görres-Kreises gefährdeten Mehrfach das Bestehen der Zeitschrift. Jarcke machte sich nicht nur durch seine Publikationen, sondern auch durch das Anwerben von Gleichgesinnten für Veröffentlichungen, verdient. So konnte er unter anderem Joseph von Eichendorff, Lebrecht Dreves, der kaiserliche Hofrat Joseph Fick und den Konvertiten Friedrich Hurter von einer Mitarbeit überzeugen. 

Entscheidend für die katholische Bewegung und Presse war die Revolution von 1848. In diesem Jahr kam erstmals der Katholikentag zusammen. Zudem bildete sich im Juni des Jahres die „Katholische Vereinigung“ in der Frankfurter Nationalversammlung, die bedeutend für die Gründung der Zentrumspartei sein sollte. Darüber hinaus erleichterte die Abschaffung der Zäsur das Errichten katholischer Organe. Diese führte zur Gründung mehrerer Zeitschriften. Trotzdem konnten sich die „Historisch-politischen Blätter“ als führende katholische Zeitschrift etablieren. Die Zeitschrift durfte fortan sogar in Preußen vertrieben werden, wobei dies kein Dauerzustand sein sollte. Der Einfluss der „Gelben Hefte“ offenbart sich mit einem Blick auf die Nationalversammlung. Kein Klerikaler und kein Katholik nahmen auf der linken Seite Platz. Darüber hinaus waren die Mitarbeiter Phillips, von Lasauix, Döllinger und Sepp Mitglieder der Nationalversammlung. Er ist eine deutliche Linie von dem „Eoskreis“, über das Kölner Ereignis, die Gründung der „Historisch-politischen Blätter“ und die Gründung katholischer Klubs zur katholischen Fraktion in Berlin von 1852 zu erkennen. Nicht zuletzt starb Joseph Görres 1848. Trotzdem ging die Kontinuität innerhalb der Zeitschrift nicht verloren. Die „Gelben Heften“ blieben ein vollumfänglich katholisches Organ. Sie blieben ihrem Grundsatz treu, dass die katholische Presse die Tatsachen und Vorgänge nach den Grundsätzen des Katholizismus beurteilen soll. Diese Haltung machte den Erfolg der Zeitschrift aus und führte dennoch auch zu ihrem Niedergang. Die Zeitschrift positionierte sich in ihren außen- und innenpolitischen Beiträgen für ein großdeutsches Reich und gegen den Liberalismus. Es wurde ein ständischer und föderalistischer Staat gefordert. Historische Beiträge beschäftigten sich mit der Geschichte der Deutschen und der Kirchen. Auch Lebensbeschreibungen sowie Literaturbesprechungen wurden unter den katholischen Grundsätzen betrachtet.

Ebenfalls bedeutend für die Zeitschrift war das Jahr 1852. In diesem starben sowohl Guido Görres als auch Jarcke. Nachdem Phillips bereits 1851 nach Wien gezogen war, waren die Positionen des Herausgebers und der Schriftleitung unbesetzt. Phillips bat daher seinen Schüler Joseph Edmund Jörg vorübergehend die Leitung der „Gelben Hefte“ zu übernehmen. Jörg besetzte diese Positionen danach für fast 50 Jahre. Jörg prägte fortan durch seine außen- und innenpolitischen Beiträge und durch seine konservative, großdeutsche, antikapitalistische und ständische Haltung die Blätter. Unter seiner Leitung widmete sich darüber hinaus die Zeitschrift frühzeitig den sozialen Problemen in der Zeit der Industrialisierung. Die Blätter wurden das führende Organ der katholisch-sozialen Bewegung.

1958 war es Jörg aufgrund einer Versetzung von München nach Neuburg nicht mehr möglich alleine die Geschicke der Zeitschrift zu leiten. Daher unterstützte ihn fortan Franz Bader als Herausgeber und Schriftleiter. Dieser übernahm die Redaktionsarbeit, die Verhandlungen mit Mitarbeitern und gewann mehrere bedeutsame Wissenschaftler und Publizisten für Veröffentlichungen. Er wird 56 Jahre bis zu seinem Tod für die Blätter tätig sein. Grundsätzlich wurde die Linie der „Historisch-politischen Blätter“ allerdings von Jörg bestimmt. Dieser vertrat seine Positionen sowohl als Publizist durch Kommentare zur Innen- und Außenpolitik, unter anderem durch die Weiterführung von Jarckes „Zeitläufen“, als auch als Abgeordneter im Bayrischen Landtag, als Mitglied des Zollparlamentes und als Abgeordneter der Zentrumpartei im Reichstag. Sein höchstes Ziel war die Renaissance des „Deutschen Reiches“. Er mochte ein Großdeutschland, in dem die Mittelstaaten sowie Österreich und Preußen eintreten. Seines Erachtens sollte dies dazu führen, dass eine Vormachtstellung der Deutschen in Europa erreicht werden könnte, ein Bollwerk gegen Frankreich errichtet könnte und die Gebiete links des Rheins gesichert werden könnten. Darüber hinaus wollte Jörg auf diese Weise dem Liberalismus und dem Aufstieg Preußens entgegentreten. Er betrachtete die politischen und sozialen Entwicklungen der der 1850er und 60er Jahre unter den Gesichtspunkten des Gedankens an ein Großdeutschland und des Widerstandes gegen den Liberalismus. Bis zum Ende der Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Preußen hoffte er auf ein Großdeutschland. Diesen Wunsch musste er allerdings nach der Schlacht bei Königgrätz endgültig begraben. Stattdessen unterstützte er fortan ein Kleindeutschland unter Führung Preußens. Innerhalb dieses Kleindeutschlands sollten starke norddeutsche Staaten den Einfluss Preußens begrenzen. Auch dies scheiterte allerdings. Einen Krieg zwischen Preußen und Österreich lehnte Jörg ab. Dieser sei nicht Angelegenheit aller Deutschen. Zudem sei er ein Nachteil für Deutschland. Aufgrund dieser Positionen nahm er den Sieg Preußens keineswegs zur Kenntnis. Stattdessen kritisierte er die Folgen der Reichsgründung.

Die politische Laufbahn Jörgs endete in den 1870er. Aufgrund der Annäherung zwischen Zentrumspartei und Bismarck geriet er in Konflikt mit seiner Partei. In Folge dieser Auseinandersetzung war er ab 1879 kein Teil des Reichtages mehr. Die „Gelben Hefte“ konnten ihre Position hingegen auch in diesen Zeiten behaupten, was vor allem auf deren Universalität und Ansehen zurückzuführen ist. Es bedeutend zu erwähnen, dass die Zeitschrift keineswegs nur innen- und außenpolitische Themen bediente, sondern auch Geschichtsthemen, Reiseberichte, Lebensbeschreibungen und Literaturbesprechungen thematisierte. Allerdings verlor sich die Bedeutung der Zeitschrift in diesen Themenfelder. Beim Thema der sozialen Frage erwies sich die Zeitschrift als ausreichend flexibel, um dieser Realität nachzukommen. Diese Thematik wurde nach dem Krim-Krieg stärker beleuchtet. Jörg und weitere Mitarbeiter, wie Bader, Pilgram und Huber, äußerten sich hierzu innerhalb der Zeitschrift. Durch Jörg erhielten die „Historisch-politischen Blätter“ eine Art Sozialprogramm. Hierdurch wurde die Zeitschrift zu einer der bedeutendsten Organe, die auf die Probleme des Strukturwandels in dieser Zeit aufmerksam machten. Als Hauptproblem wurde die Lage der Arbeitnehmer identifiziert. Als Lösungen wurde die religiöse Erneuerung und die Veränderung der Wirtschaftsordnung durch Genossenschaften angesehen. Als Ziel wurden christliche Lebensgemeinschaften innerhalb einer Ständegesellschaft betrachtet. Die Ursache allen Elends ist nach Ansicht der Blätter der Liberalismus. Im Kampf gegen diesen entwickelten die Autoren der Blätter Sympathien für den Sozialismus. Hierbei eigneten sie sich unter anderem Laselles Kapitalismuskritik an. Dieses „Bündnis“ war widersprüchlich, da die „Gelben Hefte“ aufgrund ihrer herrschaftlichen und ständischen Gesellschaftsidee den Sozialismus ablehnen müssten.

 

Ende

Aufgrund ihres grundsätzlichen Vorbehaltes gegen ein Eingreifen des Staates, lehnten die Blätter die Sozialpolitik Bismarcks gänzlich ab. Mit dieser Position gerieten die Blätter in Konflikt mit weiten Teilen des Katholizismus und der Zentrumspartei. Der Katholizismus zeigte in dieser Zeit erste Ansätze einer Akzeptanz des Kapitalismus. Die „Gelben Hefte“ lehnten konsequent, obwohl Jörg wahrnahm, dass eine Sozialpolitik die Lage der Arbeitnehmer verbessern würde, die gesellschaftliche und soziale Neuorientierung des Katholizismus ab. Dies und die zeitgleiche Verwerfung mit der Politik Bismarcks und des Zentrums führte zu einer Isolierung der Blätter. Auch wenn die harte antiliberale Linie Jörgs die Zeitschrift nicht mehr derart prägte, kamen Stimmen, die optimistisch und kompromissbereit waren, kaum zu Wort. Mit fortschreitender Zeit verloren die Blätter ihre Führungsposition auf allen Gebieten. Durch die wachsende Relevanz der Zentrumspartei wurde das Entstehen einer katholischen Tagespresse gefördert. Im Jahr 1901 verstarb Jörg. Franz Binder war ab diesem Zeitpunkt alleiniger Herausgeber. Die „Zeitläufe“ wurden eingestellt. Der Niedergang der Zeitschrift konnte auch durch den Enkel von Joseph Görres, Georg Jochner, nicht mehr aufgehalten werden. 1914 starb Binder ebenfalls. Neun Jahre später wurde die Zeitschrift, als auch Jochner starb, eingestellt.