Historische Hintergründe
Die Französischen Revolution hat eine Dechristianisierung mit sich gebracht. Im gleichen Atemzug verbreitet sich das aufklärerische Denken in der Wissenskultur und für die Eliten gilt das religiöse Wissen nicht länger als Wissen überhaupt und Religiosität verliert an Bedeutung und wird fortan privater ausgelebt.4
Der Reichsdeputationshauptschluss, der im Februar 1803 gefasst wird, ist die Folge des Zwei-ten Koalitionskriegs und hat große Auswirkungen auf die Kirche. Er bewirkt, dass die Fürsten, die an Frankreich linksrheinischen Gebiete verloren haben, durch Säkularisation entschädigt werden. Säkularisation meint die Einziehung von Vermögen, Territorien oder Institutionen aus kirchlicher Herrschaft und kirchlichem Gebrauch durch staatliche oder öffentliche Gewalt, ohne die Erlaubnis der Kirche. Die Kirche verliert durch den Reichsdeputationshauptschluss circa 12.000 Quadratkilometer Herrschaftsgebiet, auf welchem etwa 3,5 Millionen Menschen leben und womit 21 Millionen Gulden an Einnahmen verloren gehen. Dies führt den Verlust von Kul-turgütern und Lehranstalten mit sich.5
Die Reorganisation der katholischen Kirche beginnt 1817 mit einem zwischen Bayern und Rom abgeschlossenen Konkordat. Dieses garantiert der katholischen Kirche die Erhaltung ihrer auf den Kanonischen Satzungen beruhenden Rechte. Bayern teilt sich in die Kirchenprovinzen München-Freising und Bamberg. Die Bischöfe erhalten ein hohes Maß an kirchlicher Freiheit. Ihnen wird die ungestörte Ausübung ihrer kanonischen Kirchengewalt, freier Verkehr mit Rom und die freie Erziehung ihres Klerus zugesichert. Die durch die Säkularisation entstandenen Vermögenverluste sollen vom Staat, durch eine ausreichende Realdotation für Bistümer, Dom-kapitel und theologische Seminare, ausgeglichen werden. Im Gegenzug sichert sich der Staat das Recht zur Nominierung der Bischöfe, welche dem König einen Treue- und Gehorsamseid leisten mussten. Es kommt bezüglich des Konkordats jedoch mehrfach zu Reibungen zwi-schen Kirche und Staat. Auch in den anderen deutschen Staaten führen Kirche und Staat Verhandlungen über die kirchliche Reorganisation, es werden jedoch keine Konkordate abge-schlossen.6
4 Andreas Holzem: Tübinger Schule? Tübinger Theologie als Zeitgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, Tübingen 2013, S. 16-17.
5 Norbert Jung: Säkularisation 1802/03, www.bibelwissenschaft.de/wirelex/das-wissenschaftlich-religionspa-edagogische-lexikon/wirelex/sachwort/anzeigen/details/saekularisation-180203/ch/f7cd30dcc55c5a690987378b01b49f9a/ [letzter Zugriff: 31.10.2020].
6 Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation, 7., durchges. Aufl., Berlin 2012, S. 237f.