Selbstverständnis und Entwicklung katholischer Volksbüchereiarbeit

Die Arbeit der Zentralstelle

Büchereipolitische Fragen

Die Zeitschrift diente der Zentralstelle dazu, die Ansichten und Vorgaben aus dem Bereich der Büchereipolitik zu verbreiten. Zusätzlich wurden zu diesem Zweck noch Vereinsmitteilungen ausgeteilt. In diesen wurden u. a. statistische Angaben zu den einzelnen Diözesen und Vereinen herausgegeben sowie die in Kurzform gehaltenen Informationen zur jährlich durchgeführten Mitgliederversammlung. Durch das regelmäßige erscheinen der Zeitschrift, konnte der Borromäusverein wichtige Themen ausführlicher besprechen und sie ggf. auch vermehrt innerhalb der Zeitschrift ansprechen. Somit fungierte die Zeitschrift innerhalb des Vereins als Richtlinienwerk und gab konkrete Handlungsanweisungen. Hierbei konnte das Generalsekretariat, dass von der Zentralstelle des Borromäusvereins eingerichtet wurde und die Redaktion der Borromäusblätter ab 1908 als eine Einheit verstanden werden. Innerhalb der Zeitschrift war das Generalsekretariat für die programmatische Arbeit zuständig. Dennoch begriffen sich das Generalsekretariat als auch die Redaktion als unabhängig von der Geschäftsführung des Vereins.

Literaturauswahl

Ab 1915 bis 1925 erhielt die Zeitschrift den Untertitel „Zeitschrift für Literatur und Volksbüchereien“, dies signalisierte auch den Anspruch der Zeitschrift als literarische Zeitschrift bzw. literarischer Ratgeber. Diesen Titel füllte die Zeitschrift aus in dem sie vor allem Rezensionen veröffentlichte und Schriftsteller und ihre Werke veröffentlichte, die zu einer „belehrenden“ Literatur angesehen werden konnten. Aber auch katholische Literaturkritik sowie die Leserpsychologie spiegelte sich in der Zeitschrift wieder. Sie sahen es als notwendig an gegen die sog. „Schmutz- und Schundliteratur“ vorzugehen sowie gegen die weitverbreitete Kolportage und äußerte Überlegungen zur Beurteilung der Jugendliteratur.

Katholische Literaturkritik

Innerhalb der Programmatik konnte schon im Groben nachvollzogen werden, dass katholische Literaturkritik in Bezug auf die Beurteilung einen „literarisch-ästhetischen Gehalt“ als auch einen „religiös-sittlichen“ Wert beigemessen werden sollte. Herz präzisierte diese Anforderungen 1907, da es kritische Stimmen gab, die einen Vorwurf äußerten, dass katholische Autoren nur zurückhaltend behandelt wurden. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die erste Ausgabe der Zeitschrift, in der genauer formuliert wurde wie die Ziele der Zeitschrift ausgelegt wären. Hier heißt es, dass das Ziel der Zeitschrift sei, eine „gediegene empfehlenswerte Literatur“ zu empfehlen. Es wurde aber nicht die katholische Literatur im Genaueren damit gemeint, sondern jede, die der Anforderung entspräche. Empfehlenswert galt die Literatur, wenn sie ein literarisches Gehalt aufwies und nicht der katholischen Weltanschauung widersprach. Dies bedeutete, dass auch nichtkatholische Schriftsteller innerhalb der Bücherwelt besprochen werden konnten. Diese mussten sich dann aber dem positiven Christentums, der natürlichen Gotteserkenntnis oder der auf dem Boden des Allgemeinmenschlichen bewegen. Obwohl diese Beurteilung der „gediegenenempfehlenswerten“ Literatur Belletristik ausschließen würde, war Herz der Auffassung, dass diese Art von Literatur den Schritt zu Literatur mit Mehrwert erschließen würde und führte daher auch „Unterhaltungsliteratur“.

Kolportage: Schmutz- und Schundliteratur

Als Kolportage wurde die anspruchslose Sensations- und Schundliteratur bezeichnet, diese hatte in der Zeit der Veröffentlichung der Bücherwelt eine weite Verbreitung. So ist es nicht verwunderlich, dass es auch im Gespräch war katholische Kolportage zu veröffentlichen. Diese Überlegungen wurden aber im Keim erstickt, denn wie es Sontag 1905 formulierte, sollte diese „schlechte“ Literatur mit allen Möglichkeiten verdrängt werden.

Bedeutung der Jugendliteratur

Um der Verbreitung der Kolportage entgegen zu wirken, versuchte man vor allem in der Jugendliteratur Möglichkeiten zu finden dagegen vorzugehen. Dies wurde im Besonderen durch die Auseinandersetzung mit der Schriftenbewegung durch die Thesen von Heinrich Wolgasts ersichtlich. Wolgast forderte künstlerische Qualität für das Jugendbuch sowie ein Maßstab für die Beurteilung der Jugendliteratur.

Praktische Arbeit in den einzelnen Vereinen

Formen der Zusammenarbeit

Schon 1904 erachtete es Herz als sinnvoll sich kooperativ mit anderen Büchereien anzuschließen um eine umfangreiche Auswahl an Literatur zu gewährleisten. Als Beispiel dafür, führte er die Wiener Zentralbibliothek an. Dort wurden teure wissenschaftliche Ausgaben für die Zentralbibliothek angeschafft und konnten den einzelnen Filialbibliotheken bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden.

Agitation/Werbung

Um einen Ausbau der Vereine und Mitglieder gewährleisten zu können, wurde es früh deutlich, dass dies nur möglich wurde, wenn man für die eigene Sache bzw. den eigenen Verein warb. Dies wurde u. a. mithilfe von Ausdrucken des Büchereiverzeichnisses und der Auslieferung an nicht Mitglieder ermöglicht. Auch konnten weniger gut situierte mit geringeren Lesegebühren angeworben werden.