theologie.geschichte
"Steckbrief" t.g:
Theologie.Geschichte: Zeitschrift für Theologie und Kulturgeschichte in der Zeitschriftendatenbank: ISSN 2191-1584
Gründungsjahr und Gründer: Herbst 2005 von Lucia Scherzberg und August Leugers-Scherzberg
Erhältlich als: Internet- und Printausgabe
Erscheinungsturnus: erscheint jährlich
Sitz der Redaktion: Saarbrücken / erscheint in technischer Unterstützung mit der saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek
Leitung der Redaktion:
1. April 2008 bis zum 30. Juni 2016 Katharina Peetz
August bis zum 31. Dezember 2016 Sascha Bayer
Januar bis zum 30. Mai 2017 Alexandra Kaiser
seit dem 1. Juni 2017 Andrea Nguyen
Mitherausgeberin: Katharina Peetz (seit 01.10.2017)
Beirat: Seth D. Armus, New York/ Rainer Bucher, Graz/ Emmanuel Faye, Rouen/ Manfred Gailus, Berlin/ Michael Hüttenhoff, Saarbrücken/ Rainer Kampling, Berlin/ Katharina von Kellenbach, St. Mary's City Maryland/ Björn Krondorfer, Flagstaff, Arizona/ Antonia Leugers, München/ Martin Leutzsch, Paderborn/ Wilfried Loth, Essen/ John D'Arcy May, Dublin/ Joachim Neander, Krakau/ Norbert Reck, München/ Jörg Seiler, Erfurt
Inhalt: wissenschaftliche Ansätze, Miszellen und Rezessionen (in deutscher, englischer und französischer Sprache)
Möglichkeit: Monographien, Sammelbände, Dissertationen und Habilitationen sowohl im Internet als auch in Buchform in der Beiheft-Reihe zu publizierbar
Als gedruckte Ausgabe erschienen:
theologie.geschichte 1 (2006) bis 2 (2007)
Beiheft Nr. 1: Scherzberg, Lucia (Hg.), Gemeinschaftskonzepte im 20. Jahrhundert zwischen Wissenschaft und Ideologie, 2010
Beiheft Nr. 2: Henkelmann, Andreas/ Priesching, Nicole (Hg.), Widerstand? Forschungsperspektiven auf das Verhältnis von Katholizismus und Nationalsozialismus, 2010
Beiheft Nr. 3: Scherzberg, Lucia, Karl Adam und der Nationalsozialismus, 2011
Beiheft Nr. 4: Dahlke, Christian, Die Pius-Bruderschaft und das Zweite Vatikanische Konzil, 2012
Beiheft Nr. 5: Scherzberg, Lucia (Hg.), „Doppelte Vergangenheitsbewältigung“ und die Singularität des Holocaust, 2012
Beiheft Nr. 6: Neander, Joachim, The German Corpse Factory. The Master Hoax of British Propaganda in the First World War, 2013
Beiheft Nr. 7: Leugers, Antonia (Hg.), Zwischen Revolutionsschock und Schulddebatte. Münchner Katholizismus und Protestantismus im 20. Jahrhundert, 2013
Beiheft Nr. 8: Leugers-Scherzberg, August H./ Scherzberg, Lucia (Hg.), Genderaspekte in der Aufarbeitung der Vergangenheit, 2014
Beiheft Nr. 9: Leugers-Scherzberg, August H./ Scherzberg, Lucia (Hg.), Diskurse über „Form“, „Gestalt“ und „Stil“ in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, 2017
Arbeitshilfe Nr. 1: Leugers, Antonia, Georg Angermaier (1913–1945). Ein Europäer aus Würzburg im Widerstand gegen die NS-Diktatur, 2010
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Theologie.geschichte (eingesehen am 05.10.2020)
Online Interview mit den Gründern von t.g Lucia Scherzberg und August Leugers- Scherzberg
Fragensatz 1. „Warum t.g.“?
Hier wollen wir gerne dem „Was steckt dahinter“ auf den Grund gehen.
Frage: Woher kam der Gedanke eine Zeitschrift ins Leben zu rufen? Oder kurz: Wie kamen Sie darauf?
Antwort Frau Scherzberg: Sie wollte schon immer eine Zeitschrift herausgeben und war Inspiriert durch die Forschungen für ihre Habilitationsschrift: „Die bedeutenden Theologen hatten alle ihre eigene Zeitschrift“. Die ersten Gedanken drehten sich im Gegensatz zum heutigen Format um eine gedruckte Zeitschrift – ob „online“ das richtige Format war, dazu später mehr.
Antwort Herr Leugers- Scherzberg: Er wollte seine Frau unterstützen und war mit den Worten „Wenn du das mit mir machst, dann klappt das.“ mit im Boot. Er selbst war schon seit der Zeit seiner Habilitationsschrift über den SPD-Politiker Herbert Wehner von der Wirksamkeit und Wichtigkeit von Zeitschriften überzeugt. Die Geschichte dazu ist eine spannende. Beim Recherchieren über Herbert Wehner, der einst selbst Mitglied der Kommunistischen Partei war, stieß Herr Leugers-Scherzberg auch auf Lenins Schrift „Was tun?“ von 1902. Schon für Lenin war klar: Der entscheidende Schritt, um einen festen Mitarbeiterstab zu gewinnen und damit am Ende die Welt verändern zu können, ist eine Zeitschrift. Herr Leugers-Scherzberg ergänzt mit scherzhaftem Unterton: “Wie will man die Welt verändern: Man braucht Offline- Aktionen und Online-Propaganda“. Er war von Anfang an für ein Online-Format, besaß er doch Erfahrung mit dem Betreiben einer Vereinshomepage für einen westfälischen Fußballverein – eine der meistbesuchten Seiten im Fußballkreis Münster. Deshalb weiß er, dass man „mit kleinen Mitteln – online großen Erfolg“ erzielen kann.
Beide sind sich einig, dass auch Erfahrungen mit Frau Scherzbergs Habilitationsschrift über einen nationalsozialistischen Theologen, die in bestimmten Kreisen auf Widerstand stieß, mit ein Auslöser waren. Man wollte eine Plattform schaffen auf der man Forschungsergebnisse, welche anderswo nicht publiziert wurden, veröffentlichen konnte.
Frage: Wie beginnt man so etwas?
Begonnen wurde das Projekt „t.g“ in Zusammenarbeit mit der SULB, eine Zusammenarbeit die jetzt ausläuft. Herr und Frau Scherzberg finden nur Worte des Lobes („Sehr guteZusammenarbeit!“) für die Mitarbeiter der SULB die seit dem ersten Tag dabei waren. Für Herrn Leugers-Scherzberg war von Beginn an klar: „Es ist immer zum Scheitern verurteilt etwas perfekt starten zu wollen.“, und so sah er das Erfolgskonzept darin klein zu beginnen und das Projekt mit permanenten Updates am Laufen zu halten und zu verbessern. Der Anspruch war: „Erstmal publizieren und dann besser werden“. Verfahren wie Peer-Reviewing waren am Anfang noch kein Thema und wurden erst später eingeführt. Open-Peer-Reviewing und Double-Blind-Verfahren kamen erst nach zwei Jahren. Heute können Autoren zwischen beiden Möglichkeiten wählen. Open-Peer-Reviewing, also die öffentliche Begutachtung eines Artikels mit anschließender Überarbeitung durch den Autor, ist in den Geisteswissenschaften nicht sehr häufig. Aber auch einen Namen sollte man haben, wenn man ein neues Projekt startet. Hinter dem Namen „t.g“ steckt mehr, als dass „theologie.geschichte“ die Fachgebiete von Frau- Scherzberg und Herrn Leugers-Scherzberg widerspiegelt. Beeinflusst wurde der Name und die Idee durch die Zeitschrift sozial.geschichte, der es um eine Verbindung von Geschichte und Soziologie ging. „t.g“ befasst sich nicht nur mit theologischen oder historischen Themen, sondern will die Perspektiven beider Disziplinen miteinander verbinden. Frau Scherzberg: „Wir legen großen Wert auf den Punkt in „theologie-Punkt-geschichte.“
Frage: Wieso wurde es ausgerechnet eine Online- Zeitschrift mit Printausgabe? Was sprach dafür, was sprach dagegen?
Antwort Frau Scherzberg: „Eine Online-Zeitschrift war die richtige Entscheidung allerdings ist die Ausweitung auf weitere soziale Medien wünschenswert.“ Bei Facebook ist t.g bereits vertreten, Twitter sollte folgen. Herr Leugers-Scherzberg: „Onlineformate im Bereich der Theologie sind bisher noch weniger verbreitet als sonstwo.“ Online-Publishing scheint trotz gleicher oder im Open-Peer-Review sogar höherer Standards nicht überall als gleichwertig angesehen zu werden. „Nur ein gedrucktes Buch ist ein echtes Buch.“ – diese Auffassung ist immer noch zu finden. Mit „Open-Access“ soll Wissenschaft breit zugänglich gemacht werden und das kostenlos, deswegen gibt „t.g.“ auch jungen Wissenschaftler_innen die Möglichkeit ohne Beitragszahlungen zu veröffentlichen. Auch weitere und breitere Wahrnehmung ist ein wichtiger Punkt. Seit 2006 werden die Beiträge als HTML-Datei veröffentlicht und später als Druckversion zur Verfügung gestellt. Die Maxime lautet, den Zugang so leicht wie möglich zu gestalten. Ein Nachteil des Online-Formats ist, dass man sich auch technisch immer auf dem Laufenden halten muss.
Frage: Hätten Sie einige Gedanken zum Arbeitsaufwand? War es viel Arbeit das Projekt zu starten? Ist es viel Arbeit die Zeitschrift am Laufen zu halten? Hätten Sie es sich so vorgestellt und war unter diesen Gesichtspunkten die Online-Zeitschrift mit Printausgabe Fluch oder Segen?
Zunächst bestand der Arbeitsaufwand, die Zeitschrift zu konzipieren und zum Laufen zu bringen. Das war viel. Auch das Ansprechen der Autoren, zunächst über Mundpropaganda, war aufwändig, lief allerdings schon gut. Die Umwandlung von Word/PDF Dateien in txt-Formate hin zu HTML-Ausgabe war mehr Arbeit als gedacht. Es ist ein unglaublicher Arbeitsaufwand die Texte so zu bereinigen, dass die Darstellung im Internet kein Problem darstellt. Herr Leugers-Scherzberg: „Dass es Arbeit ist, war klar, aber auf mehrere Schultern verteilt, wurde es erheblich besser und ist jetzt auch, nach 16 Jahren, noch leistbar.“ Frau Scherzberg: „Man kann immer mehr Zeit investieren und Arbeit reinstecken“
Beschwerdemails zu den Rezensionen gab es auch schon mal, mit denen man sich auseinandersetzen musste. Beleidigte Reaktionen hat es, gerade im Open-Peer-Reviewing, auch schon gegeben. Als Herausgeber ist Fingerspitzengefühl gefragt, wenn es um den Umgang mit Autoren, Rezensenten und Rezensierten geht. Auch juristische Auseinandersetzungen gab es schon bei der Frage, ob Artikel gelöscht werden sollten oder nicht.
Frage: Nun gibt es ja doch viele Zeitschriften, welches Bedürfnis, welche Lücke sollte t.g. füllen und hat sich dieser Anspruch seit 2005 geändert?
Der Aufarbeitung der Vergangenheit im Bereich Theologie im Kontext der Aufarbeitung in anderen Disziplinen eine Plattform bieten. Vor 15 Jahren war Aufarbeitung der Vergangenheit in der Theologie noch kein weit verbreitetes Thema, entsprechend wollte man hier aufgestellt sein. Die Frage „Was haben eigentlich die Theologen zur Zeit des Nationalsozialismus gemacht?“ haben viele Theologen ausgeblendet.
Fragensatz 2. "t.g. die Anfänge"
Nachdem die Motive jetzt klar sind, wäre es interessant ein wenig über den Start der Zeitschrift zu reden.
Frage: Was waren die ersten Themen? Wie kamen die Themen auf? Wurden Ideen verworfen und gab es Kontroversen?
Kontroverse Themen aufzugreifen, war ja gerade das Ziel der Zeitschrift. Nicht nur die Vergangenheitsaufarbeitung zum Nationalsozialismus, sondern auch Stellungnahmen zu Kirche und Homosexualität und zum Missbrauchsskandal finden auf „t.g“ ihren Platz. Neue und wegweisende Themen werden immer gerne angenommen.
Frage: Woher kamen die ersten Autoren, wie wurden diese gefunden?
Antwort Herr Leugers- Scherzberg: Angesprochen wurde zuerst der wissenschaftliche Bekanntenkreis. Diese wurden u.a. bei der Frage nach einem wissenschaftlichen Beirat angesprochen und das Feedback war meist positiv. Und so läuft es bei Autoren auch. Man fragt Kolleg_innen und diese schreiben entweder selbst oder kennen jemanden, der für Themen besser geeignet ist, und fragen dann im Auftrag. Heute werden auch Manuskripte ungefragt zugeschickt. Die Netzwerke, wie die Trier-Tagungen von 2005-2015, waren für das Finden der Autoren unglaublich wertvoll. Auch ein „Call for Papers“ über große Verteiler wissenschaftlicher Gesellschaften wurde als Möglichkeit ausgeschöpft
Fragensatz 3. "t.g. heute"
Die Vergangenheit ist ja schön aber in der Vergangenheit sollte man auch nicht stecken bleiben. Wie sieht es heute aus bei „t.g“?
Frage: Was ist mit den Themen? Schaut man über die Beiträge scheint sich das Themenfeld zu verbreitern. Von, vereinfacht gesagt, Kirche, Theologie und Drittes Reich in den Anfängen über Missbrauchsskandal und Papst bis hin zu Populismus ist heute vieles vertreten. Würden Sie zustimmen das eine Verbreiterung stattfindet? Und war ein breites Themenfeld in Ihrem Sinne?
Antwort Frau Scherzberg: In allen Fällen geht es um die Aufarbeitung von belasteter Vergangenheit. Strategien der Vertuschung, des Verschweigens oder der Ausreden sind häufig die gleichen und themenübergreifend. Auch bei den Themen des Rechtspopulismus etc. bilden Aufarbeitungsfragen nach wie den Mittelpunkt.
Antwort Herr Leugers-Scherzberg: Wir beginnen die Zeitschrift auch mit Aufsätzen oder kleinen Miszellen zu füllen und wollen damit inspirierend wirken. Die Aufgabe von „t.g“ wird in der Richtung gesehen, hier Akzente zu setzen und auch Wege zu gehen, die über die populäre Meinung hinaus gehen. Für Herrn Leugers-Scherzberg ist „t.g“ auch etwas Dynamisches.
Fragensatz 4. "t.g in Zahlen"
Es wäre im Rahmen der Präsentation interessant einige Zahlen und Fakten zu „t.g“ zu haben. Natürlich wissen wir nicht, wie weit diese vorliegen, wir würden aber dennoch gerne danach fragen.
Frage: Haben Sie einen Überblick über die Reichweite von t.g. im Internet oder auf Facebook? Wie viele Leser gibt es, wie viele Leute besuchen die Homepage?
Leider liegen diese Zahlen nicht vor. Open Journal Systems läuft bei „t.g“ ohne die nötigen Tools, um solche Zahlen herauszufinden.
Frage: Gibt es häufig Feedback? Werden Sie auch von Studenten auf Artikel angesprochen bzw. verfolgen Sie Diskussionen auf den etwaigen Plattformen?
Ein direktes Feed-Back, gerade am Institut, ist selten. Außerhalb der UdS werden die Herausgeber manchmal von Kolleg_innen auf Inhalte der Zeitschrift angesprochen.
Fragensatz 5. "Ein Ausblick"
Hier möchten wir Sie bitten einfach zu schildern, was sie hoffen, sich wünschen und woran Sie arbeiten, dass „t.g“ so wird oder so bleibt, wie Sie es wollen. Was ist der Plan für die Zukunft? Wo soll die Reise hingehen? Was möchten Sie am liebsten ändern?
Antwort Frau Scherzberg: Wie können wir sicherstellen, dass diese Zeitschrift weiter besteht? – Die Zeitschrift wird nach Tübingen verlagert. Die UdS will den Bereich der Onlinezeitschriften zurückfahren, während Tübingen aufbaut. Der Wissenschaftliche Beirat soll neu aktiviert werden. Es wäre nett einen hauptamtlichen Mitarbeiter für die Zeitschrift zu haben. Eine Ausweitung auf Twitter wäre gut, auch eine Professionalisierung des Blogs von „t.g“ wäre ein Plan für die Zukunft. Auf Dauer ist auch das Gespräch um eine Nachfolge unvermeidbar
Antwort Herr Leugers-Scherzberg: Aufwand und Ergebnis stehen in einem recht positiven Verhältnis. Der Aufwand ist für die Ergebnisse häufig gut zu managen. Der Baum wuchs manchmal von selbst, manchmal mit der Hilfe von anderen. Der Bereich der Miszellen und Aufsätze sollte auf das gleiche Niveau wie die Rezensionen gebracht werden. Die Mitarbeit mit den Studenten soll gefördert werden und die Mitarbeit der Studierenden gerne eine größere Rolle spielen.
Fazit: Das Konzept von „t.g“ als Online-Zeitschrift mit dem Ziel, Akzente zu setzen und eine qualitativ gesicherte Plattform für theologische und historische Themen bereitzustellen, könnte ein Zukunftsmodell sein.